Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Malerei. 
Apelles. 
sös 
Weib, welche vom vorangehenden Neid eingeführt, einen Jüngling bei 
den Haaren heranzerrt, der vergeblich, die Hände zum Himmel erhoben, 
die Götter zu Zeugen anruft. Ihnen folgen als Dienerinnen List und 
Täuschung. Hinter dem Zuge aber erscheint in schwarzer Trauergestalt 
die Reue, in Schmerz und Scham zurückblickend auf die zu spät auf- 
tretende Wahrheit. Auf ähnlicher Charakteristik beruht das theilweise 
ZU der Porträtgruppe gehörige Gemälde des gefesselten Kriegsdämons. 
Bei geringerem Gehalt setzt wenigstens ein enormes Kunstvermögen 
eine dritte Allegorie voraus: Bronte, Astrape und Keraunobolia (Don- 
ner, Blitzstrahl und Blitzschlag). 
Von den Porträts näherte sich dem letzteren in Bezug auf Effect 
gewiss das unter vielen bedeutendste Alexanderbild, welches den König 
mit dem Blitz in der Rechten geradezu als Jupiter darstellte" und diesen 
Selbst so sehr befriedigte, dass er sagte, es gebe zwei Alexander, den 
unbesiegten Sohn des Philipp und den unnachahmlichen des Apelles. 
Von seinen Königsporträts zu Pferd wie auf dem Triumphwagen, in 
Umgebung von Göttern wie von allegorischen Figuren, wie von den 
Porträts Philipps und der Feldherrn wissen wir wenig, ebenso von dem 
des tragischen Schauspielers Gorgosthenes, des Habron und von dem 
Eigenen Bildniss des Künstlers.  
Treten wir nun dem Meister näher, um uns die Vorzüge klar zu 
machen, durch welche er sich seinen strahlenden Ruhm erwarb, so 
Werden wir finden, dass dieselben nicht in der Composition zu suchen 
Sind. Hierin wie in der perspectivischen Behandlung räumte er auch 
Selbst seinem Mitschüler Melanthios und dem Asklepiodoros den Vor- 
rang ein; und dass er, seiner Schwäche bewusst, die Gelegenheit zu 
deren Offenbarung vermied, zeigt der Umstand, dass nur wenige seiner 
Gemälde Hgurenreich waren. In diesem Falle aber scheinen die Figuren, 
Statt sich zur malerischen Gruppe und Handlung zu verbinden, fast re- 
liefartig gereiht gewegen zu sein, wie es übrigens auch die Darstellung 
einer mythologischen oder historischen Handlung weniger zulässig hätte 
erscheinen lassen, als die von Apelles und wohl überhaupt von seiner Zeit 
bevorzugte Allegorie. Mag man indess auch diese, weil sie den Künstler 
nöthigt, den Pinsel (wie Winckelmann sagt) in Verstand zu tunken, als 
der wahren Kunst ungünstig bezeichnen, so ist doch neuestens die Al- 
legorie des Apelles über Gebühr herabgesetzt worden, wenn man die 
Verleumdung, statt erschütternd, wie sie schon in der blossen Erzäh- 
lung wirkt, eine Phantasieverirrung, rohe Symbolik und widerwärtige 
Vermengung von Personen und Personihcationen genannt hat. Der 
Künstler wollte damit wirken, und diess ist ihm jedenfalls durch ergrei-
	        
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