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Hellas.
bahnte ihm gerade der Umstand, dass Pamphilos ein Macedonier von
Geburt war, den Weg an den Königshof von Pella, wie er denn wahr-
scheinlich auch erst im Gefolge Alexanders des Grossen wieder nach
Ephesos gelangte. Zu einer festen Atelierbegründung scheint er jedoch
nie gekommen zu sein, wenigstens lässt sich auf eine vorübergehende
Thätigkeit zu Athen, Korinth, Rhodos, ja selbst zu Alexandria aus
classischen Notizen schliessen; auch können wir diesen entnehmen, dass
er das Lebensende seines grossen Gönners Alexander um geraume Zeit
überlebt habe. Seine Werke theilen sich in drei Hauptgruppen: Götter-
und Heroenbilder, Allegorien und Porträts, welche sich jedoch nicht
selten berühren. An der Spitze der ersteren und zugleich als das be-
rühmteste Gemälde des Alterthums zu bezeichnen steht die Aphrodite
Anadyomene, von Augustus gegen Nachlass von 100 Talenten Abga-
ben aus Kos nach Rom entführt, und im Venustempel Cäsars aufge-
stellt, wo sie allmälig daher der Beiname vMonokmenonu (die Ein-
schenkelige) so sehr litt, dass sie Nero ganz wegnehmen und durch
eine Copie ersetzen liess. Als die nMeergeborneu war sie nackt darge-
stellt und zwar wie sie sich das triefende Haar mit den Händen aus-
drückte. Keineswegs ldealgestalt hatte sie vielmehr celebre Hetären
jener Zeit zu Vorbildern, von welchen Pankaste oder Pankaspe, die
Geliebte Alexanders und nachher durch Schenkung des Königs die des
Künstlers selbst, eine andere Geliebte des Apelles, Kratine oder Phxyne,
welche dadurch noch unmittelbarer für die Venus als Modell gestanden
haben soll, dass sie beim Poseidonfest zu Eleusis vor den Augen der
Festversammlung nackt im Meere badete, genannt werden. Eine zweite
Aphrodite, mit welcher Apelles die erste und sich selbst zu überbieten
gedachte, blieb durch seinen Tod unvollendet. Wie von diesen Dar-
stellungen wenigstens die erstere gewiss ohne allen Cult- und selbst
ethischen Charakter war, so ist auch seine Artemis unter opfernden
Jungfrauen mehr als ein Genrebild mit mythologischem Motiv, und sein
Heros, mit welchem er nach Plinius die Natur selbst zum Wettstreit
herausforderte, mehr als ein Paradebild, der abgewandte Herakles aber
vielleicht sogar als eine Studie zu betrachten.
Unter den Allegorien, zu welchen wohl auch Tyche, sitzend dar-
gestellt, vweil das Glück doch nicht fCStä-tßhea, und Charis zu rechnen
sind, war jedenfalls das bedeutendste Werk vdie Verleumdungu von
Lukian ausführlich geschildert: Ein Mann, dessen Geneigtheit zum An-
hören übler Nachrede durch grosse Ohren charakterisirt erscheint, mit
zwei F rauen, Unwissenheit und Argwohn, zu beiden Seiten seines Sitzes,
empfängt die Verleumdung, ein prächtiges von Leidenschaft erregtes