Malerei
Zeuxis und Pan
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das lehrt die Anekdote von dem Knaben mit den Trauben, welche letz-
teren so täuschend erschienen, dass Vogel auf sie zuflogen; sie lehrt
aber auch zugleich die von Zeuxis selbst eingestandene Gränze dersel-
ben, indem der Knabe nicht bis zu jener täuschenden Wirkung gelun-
gen war, um wieder die Vögel von den Trauben abhalten zu können.
Auf dem Malen in diesem Sinne beruht aber der fast maasslose Ruhm
des Meisters schon bei seinen Zeitgenossen, welcher auch seinen nicht
minder maasslosen Hochmuth hervorrief. Denn wenn er zuletzt seine
Werke verschenkte, weil sie ihm doch Niemand mehr entsprechend be-
zahlen könnte, und zu Olympia in einem Gewande erschien, in Welchem
Sein Name mit goldenen Buchstaben eingestickt war, so müssen wir
hierin eine Prahlerei erblicken, welcher die Geschichte der griechischen
Plastik nichts Aehnliches an die Seite zu setzen hatte.
Wie übrigens Zeuxis trotz seines Künstlerstolzes selbst gestehen
musste, wurde er von dem ihm in mancher Beziehung richtungsver-
wandten, wohl wenig jüngeren Zeitgenossen Parrhasi os aus Ephesosi
noch überboten. Seine Werke vcrtheilen sich in Bezug auf Stoffe ähn-
lich wie die des Zeuxis: der Götterkreis ist Wenig vertreten; jedenfalls
gehörte sein Dionysos mit Arete nicht zu seinen berühmtesten Werken
und sein Hermes war sogar eigentlich ein Selbstporträt des Künstlers;
von Heroen finden wir Prometheus, Herakles, Meleager und Perseus
Wie den Theseus; die Mehrzahl seiner Werke aber gehört in den troi-
SChen Kreis, wie des Odysseus erheuchelter Wahnsinn, die Heilung des
Telephos, des Ajas Wettkampf mit Odysseus um die Waffen des Achil-
leus, Philoktet auf Lemnos und Aeneas. Sonst sind der Demos von
Athen und Bildnisse, wie der Komiker Philiskos, der Archigallus, ein
Schiffscapitän und eine thrakische Amme mit einem Kinde und endlich
Genreartiges, wie ein Priester mit einem Tempelknaben, zwei Knaben,
Zwei Schwerbewaffnete und unzüchtige Genrebildchen zu nennen, welche
Reihe der berühmte vVOfhangu des Meisters schliesst. Diese Gegen-
Stände verrathen bei mancher Verwandtschaft mit Zeuxis doch auch
Wieder viel Selbständiges. So zunächst häufige Charakterköpfe im plat-
ten Woitsinn, richtiger Temperament- und andere psychologische Bil-
der, von Welchen in erster Linie der DDCITIOSu zu nennen ist, welcher
nach Plinius als veränderlich, zornig, ungerecht, unbeständig und doch
auch als erbittlich, gütig, mitleidig, prahlerisch, erhaben, niedrig, un-
bändig und Hüchtig dargestellt War. Dass diess nicht in einem Kopfe
möglich war, ohne aus demselben ein chaotisch unverständliches Zerr-
bild zu machen, erscheint so zweifellos, dass ich keinen Anstand
nehme, mir den Demos als eine Gruppe vorzustellen, von welcher in