Malerei
Die
Tafel-
und
Schattenmalerei
Apol
OYOS 111'I(
Zeuxis.
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ein ganz anderes war. Dass der blindruck, den die Neuerung machte,
ein gewaltiger war, lässt sich denken, und es ist daher nicht zu ver-
wundern, dass sofort einige künstlerische Genies sich auf dieselbe warfen
und dadurch die Malerei zu einer den formalen Errungenschaften der
Plastik analogen Höhe brachten.
Diese waren Zeuxis aus Heraklea (Unteritalicn) und Parrhasius
aus Ephesos. Die Lehrer des Zeuxis, welche genannt werden, können
uns gleichgültig sein; denn die Richtung, durch welche der Meister zu
den glänzendsten Kunst]ererscheinungen Griechenlands gehört, schöpfte
61' doch nicht von diesen, sondern vielmehr von dem nicht unter seinen
Lehrern genannten Apollodor, oder wahrscheinlicher aus dessen Werken.
Seine Blüthezeit fällt in die Zeit des laeloponnesischen Krieges und in
das nächstfolgende Jahrzehnt, so dass wir leicht begreifen können,
Warum Zeuxis sich nicht dauernd in der Kunstmetropole Athen, in
Welcher Polygnot und Apollodor die Malerei zur Kunst erhoben hatten,
niederliess, sondern nach längeren Wanderungen in Ephesos ein Asyl
suchte. Unter seinen Werken, im Gegensatze zur polygnotischen
Wandmalerei wohl sämmtlich Tafelgemälde, wie wir sie auch bei
Apollodoros nach Plinius voraussetzen dürfen, nimmt der Olymp, von
Welchem unter den Göttern Zeus besonders gerühmt wird, hinsichtlich
des Gegenstandes wohl eine Ausnahmestellung ein; denn sonst Enden
wir nur noch in dem rosenbekränzten Eros und in dem den Marsyas
bestrafenden Apoll Darstellungen aus der Götterwelt, zu welcher weder
Pan noch Herakles, als Kind die Schlangen würgend, zu rechnen sind.
Der troianische Sagenkreis war durch drei seiner berühmteren Gemälde
vertreten: die Helena in Kroton, Menelaos, seinem Bruder unter
Thränen die Todtenspende darbringend, und Penelope, nin welcher er
die Sittsamkeit selbst verkörperten, vielleicht auch noch ein viertes,
wenn wir die Seesturmscene von welcher Boreas und Triton erwähnt
Werden, etwa auf die Odyssee beziehen dürfen. In seinem ßAthlCtCHu
Scheint er durch eine herausfordernde Inschrift selbst eine A11 von nKa-
nonu für Malerei, wie Polyklet für Bildnerei, hinzustellen die Absicht
gehabt zu haben; zwei andere Bilder aber, die Kentaurenfamilie und
der Weintrauben tragende Knabe gehören dem Genre an.
Es ist nicht zufällig, dass die ausführlichsten Nachrichten sich an
diese letzteren knüpfen, denn Zeuxis strebte nicht nach so grossen Zie-
lcn wie Polygnot, sondern suchte seine Motive in andern, der Entfaltung
der neuen Technik zusagenderen Gebieten. Der Boden der monumen-
talen Kunst, der Historienmalerei im höheren Sinne, welche Charakter-
schilderungen im grossen Style zu geben hat, war verlassen, was auch
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