Malerei
lygnnt und
dessen Zeitgenossen.
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Ajas. Selbst von einer Verschmelzung mehrer Farben innerhalb eines
Umrisses geben die von Lukian bewunderten ngeröthetenu Wangen der
Kassandra Zeugniss. Wie aber Cicero die Zeichnung lobt, so zielt auch
das wenige Vernünftige, was in Plinius' Urtheil über den Meister liegt,
vornehmlich dahin ab. Ich muss jedoch gestehen, in Erinnerung an
das Motiv des olympischen Jupiter in dem Lob der Augenbrauen der
Kassandra bei Lukian, oder in dem freilich übertriebenen Ausdruck
eines Epigramm's nin den Augenlidern der Polyxena liege der ganze
troianische Kriega mehr zu finden als in den meisten kleinlichen Eigen-
thümlichkeiten, mit welchen Plinius den Thasier schildern will. Mehr
allgemein rühmt Aelian die strenge Sorgfalt und Feinheit der Zeich-
nung in Umriss, Ausdruck und Gewandung. Das bedeutendste Wort
über den Meister spricht aber Aristoteles, indem er seine Gestalten als
über der Wirklichkeit dargestellt bezeichnet, Während andere Maler
Sich mit derselben begnügten (Dionysios) oder unter ihr zurückblieben
(Pausen), und anderwärts ihn den Maler des Ethos nennt, des Charakters
im grossen Styl, woran es den Werken des Zeuxis gebräche. Hält man
diess Urtheil mit dem Aelian's zusammen, welches dem Thasier Gross-
artigkeit zuschreibt, so darf man schliessen, dass Polygnot im grossen
idealen Styl zeichnete; dafür aber, dass dieser Styl mit epischer Klar-
heit und lebendiger Handlung gepaart war, und zwar nicht blos in
einzelnen Figuren oder Gruppen, sondern in der ganzen Composition,
liefern Pausanias" Situationsschilderungen der Gemälde der Lesche Be-
Weise in Fülle. Der gesetzmässige Aufbau wie die wohlberechnete
Sachliche und räumliche Concentration, Gliederung und Vertheilung,
Wie sie namentlich Welcker der Beschreibung entnommen, kurz die
correcte, reichhaltige und grossartige Composition wird wohl noch das
Hauptverdienst des Meisters bilden, in welchem ihn auch keiner der
Nachfolger, obgleich ihm technisch und als Maler im engeren und
eigentlichen Sinne weit überlegen, mehr erreichte. Weniger Maler als
Künstler verfolgte er auch in seinen Wandgemälden eine durchaus
monumentale Richtung, die nach ihm bei veränderten Zielen mehr ver-
lassen ward.
Der hervorragendste Genosse Polygnofs, aber ihn, wie Aelian be-
merkt, an Grossartigkeit nicht erreichend, war Mikon von Athen,
dessen bei den athenischen Gernäldecyklen des grossen Thasiers bereits
gedacht worden ist, wie auch des Pan änos, eines Vetters des Phidias.
der ausser der Marathonschlacht in der Poikile namentlich noch die
Gemälde am Throne des phidiasischen Zeus zu Olympia schuf. Ebenso
Wurden auch der Kolophonier Dionysios wie Pauson schon erwähnt.
Rasen, Gesch. d. a. Kunst. 2 3