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Hellas.
Herstellung er leitete, war wenigstens eines, die Einnahme Troias und
der Rath der Fürsten über den an Kassandra verübten Frevel des Ajas,
von seiner Hand, während der Amazonenkampf von Mikon, die Schlacht
bei Marathon von Panänos und Mikon gemalt war, der Meister des
vierten , die Schlacht zwischen Athenern und Lakedämoniern bei Oenoe
darstellenden und vielleicht jüngeren Bildes, aber unbekannt ist. Mit
Mikon gemeinschaftlich arbeitete er auch an einigen anderen athenischen
Freskencyklen : so im Theseustempel Scenen aus dem Leben des Heros,
im Dioskurentempel die Entführung der Töchter des Leukippos durch
die Dioskuren, neben welchem Mikon die Rückkehr der Argonauten
darstellte, und in der Pinakothek der Propyläen eine Reihe von Dar-
Stellungen, von welchen Brunn in dem den Bogen des Philoktetes
raubenden Diomedes neben dem das Palladion raubenden Odysseus,
in der Ermordung des Aegisthos durch Orestes neben dem Opfer der
Polyxena und in dem Odysseus vor Nausikaa und ihren Gespielen er-
scheinend neben Achill unter den Töchtern des Lykomedes Gegen-
stücke erkannt hat. Von den auswärtigen Werken des Meisters werden
die zu Thespiae und zu Platäae genannt, im Athenetempel des letzteren
Ortes in der Darstellung der Freiervernichtung durch Odysseus be-
stehend, hauptsächlich aber die vor allen anderen Schöpfungen des
Meisters hervorragenden Gemälde in der? Lesche der Knidier zu Delphi,
welche, die Einnahme Ilions und die Unterwelt vorstellend, von Pau-
sanias (X. 25-31) so ausführlich beschrieben werden, dass sie zur Dar-
legung des polygnotischen Kunstcharakters den hauptsächlichsten Stoff
darbieten.
Denn wenn uns nicht die Schilderung dieser grossartigen Compo-
sitionen unterstützte, so würde blos nach den classischen Urtheilen,
welche, mit Ausnahme etwa des Aristoteles, nur Nebensächliches be-
rühren, unser Urtheil dem Meister kaum gerecht werden können. Was
zunächst die Farbe betrifft, so spendet Cicero dem Meister mit seinen
nvier Farbenu als Maler im eigentlichen Sinne keine und nur seiner
Zeichnung wegen einige Anerkennung, während Quintilian sich geradezu
wundert, wie es noch zu seiner Zeit Liebhaber solch primitiver Malereien
geben könne. Es war eben eine Färbung ohne _Licht und Schatten,
einfache Umrissausfüllung durch Localtöne; dass aber diese nicht un-
gebrochen, wie am Nil oder Tigris, sondern von feiner Nuancirung und
überall charakteristisch erschienen, erhellt aus vereinzelten Notizen, wie
von der tauben, schattenartigen Färbung der Fische im Acheron, von
der schwärzlichblauen, an die Aasfliegen erinnernden Farbe des leichen-
abnagendenDämons Eurynomos, von der graulichen des Schiffbrüchigen