Malerei
An f än ge.
Polygnot.
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Ungefähr gleichartig, künstlerisch bedeutungslos, wesshalb es auch ent-
behrlich erscheint, sich über den Volksstamm, von welchem die An-
regungen ausgegangen sein möchten, Muthmaassungen hinzugeben.
Noch weniger aber haben Künstlernamen, welche fälschlich mit der
Erfindung zusammengestellt werden, wie Kleanthes, Aridikes und
Ekphantos von Korinth, Telephanes und Kraton von Sikyon, Saurias
VOn Samos irgend einen Werth, wenn nicht vielleicht aus dem Um-
Stande, dass von Korinth und Sikyon mehre genannt werden, ge-
schlossen werden will, dass die alte decorative Malerei (nach chrono-
lOgischer Wahrscheinlichkeit vor O1. o0 [530 v. Chix] ) vorzugsweise in
diesen Städten im Schwunge gewesen sei.
Auch was Plinius über Eu maros von Athen berichtet, berechtigt
noch nicht zur Annahme eines namhaften Aufschwunges, obwohl dieser,
welcher Mann und Frau und auch sonst (also wohl in Bezug auf Alter
Und charakteristische Eigenthümlichkeiten) die Figuren unterschied,
Wenigstens jener Rohheit ein Ende machte, welche in der Namens-
überschrift über den sonst ganz gleichartigen Gestalten ihr Genügen
fand. Bedeutender waren die Fortschritte seines Nachfolgers Kimon
V0n Kleonae, welcher um 500-480 v. Chr. blühte, und nicht blos die
Vorher sackartigen Gewande (Fig. 174) durch Falten und das Nackte
Clurch reichlichere Detailzeichnung (Adern) gliederte, sondern auch das
Auge, das vor ihm (wie an der genannten Figur) an den in Profil
gegebenen Köpfen nach vorne sah, in die richtige Profilansicht setzte,
und je nach Richtung des Blickes in die entsprechende Lage brachte,
Wie überhaupt den Gesichtern Mannigfaltigkeit verlieh. Mit ihm beginnt
daher erst die naturgemässe und correcte Zeichnung, in einer Zeit, in
welcher die Plastik daran war, in Aegina, Athen, Sikyon und Argos
die höchste Kunstv0llendung', wie sie sich durch Phidias vollzog, vor-
Zubereiten.
Je weiter aber die Malerei hinter der Plastik zurückgeblieben war,
desto gewaltiger waren die Fortschritte, welche sie von der Zeit der
Perserkriege an in zwei Menschenaltern auf eine der von der Plastik
erreichten in ihrer Art wenig nachgebende Höhe brachten. Der erste
namhafte Meister, den Wir aufzuführen haben, zugleich einer der grössten
Künstler, die wir überhaupt kennen, förderte sie in dem Grade, dass
man ihn den Begründer der Malerei als Kunst nennen kann. Es ist
P Olygnotos aus Thasos, der Sohn des gleichfalls als Maler genannten
Aglaophon, um 47 5_455 v. Chr. vorzugsweise in Athen blühend, wo
er bei Kimon in hohem Ansehen stand und die grössere Zahl seiner
Werke schuf. Von den vier Gemälden der Poikile (vgl. S. 250), deren