Plastik.
Die hellenische Renaissance in Rom.
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namhafte griechische Künstler zur Herstellung und Auszierung seiner
römischen Neubauten.
Dadurch veränderte sich der Schauplatz und eine aussergriechische
Stadt, Rom, wurde der Mittelpunkt erst des Kunstbesitzes und dann
des Kunstbetriebes. Man könnte desshalb darüber streiten, ob das Fol-
gende nicht füglicher dem Abschnitte über Rom beizufügen wäre; allein
es bleibt zu bedenken, dass die Römer, welche übrigens auch ihre eigene
italische Richtung, in griechischer Schule geläutert, nebenbei f0rtver-
folgten, nach der hier zu betrachtenden Seite hin nur die kunstfreund-
lichen Sammler und weiterhin Besteller waren, dass aber die hierin für
Sie schaffenden Künstler durchaus Griechen und auch hellenischer Schule
blieben, welches Verhältniss sich selbst nicht änderte, wenn sie in Rom
arbeiteten und sogar in Rom an den unermesslichen dort angehäuften
Werken lernten.
Die römischen Grossen hatten sich aber bald nicht mehr damit be-
gnügt, mit ihrer Kunstbeute Foren, Tempel und öffentliche Gebäude
zu schmücken, indem die imperatorische wie proconsularische Stellung
und immense Reichthümer Gelegenheit gaben, berühmte Werke mit
Gewalt, auf dem Wege von Ehrengeschenken, oder durch Kauf in
eigenen Besitz zu bringen. Diess veranlasste jene Kunstliebhaberei,
Welche zum förmlichen Kunststudium, aber auch zu einer Sammelwuth
führte, die jede neue Erwerbung zur Quelle gesteigerter Erwerbbegierde
machte. Das Kunststudium erstickte jene Richtung, welche in aus-
artender Weise das durch die Meister der Blüthezeit Geleistete zu über-
bieten strebte, erkannte dieses als das ausschliessend Gute und V0ll-_-
endete an und wies so die Kunst von selbst in gewissem Sinne reactionär
auf diese Bahnen zurück. Die Sammelwuth aber beschränkte sich nicht
auf die bereits vorhandenen Werke, sondern wollte von der zeitgenössi-
Schen Kunst Ergänzung und zwar im Geiste des Gegebenen. Es kann
nicht behauptet werden, dass die Kunst, nachdem sie sich original er-
schöpft und nach allen Richtungen ihre Ziele erreicht hatte, nicht auch
von selbst reactionär geworden wäre; allein es ist unzweifelhaft, dass
die römischen Verhältnisse einen wesentlichen Antheil an der Art und
Weise, wie diess geschah, gehabt haben, und dass sie diese Renaissance
(um diess freilich nicht ganz zutreffende Wort, welches für den viel ori-
ginaleren Kunstaufschwung zu Ende des Mittelalters eingebürgert ist,
dem allgemeinen Sinne nach zu gebrauchen) wesentlich befördert haben.
Wenn es also galt, die verschiedenen Phasen der Kunstentwicklung
neu zu beleben, so lag es in der Natur der Sache, nicht von vorne, bei
den Anfangen zu beginnen, sondern vielmehr n1it dem Nächstliegenden,