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Hellas.
mehr nach vorne gewendet werden müsste. Wenn aber das Kunstwerk
in Folge des Sieges von 27g v. Chr. entstand, zeigt es uns, dass man
ein Menschenalter vor dem Siege des Attalos, wenigstens im eigentlichen
Griechenland, in Götterbildern noch auf einer idealen Höhe stand, die
bewunderungswürdig war, dass aber das Moment des Effectvollen sich
bereits siegreich Bahn gebrochen hatte.
Die angeführte Kunstthätigkeit stellt sich indess, beschränkt, wie
sie wenigstens im originalen und besseren Sinne monumentalen Schaffens
war, im Grossen und Ganzen dennoch nicht in Widerspruch mit der
Angabe des Plinius, dass die Kunst vo_n der 121. bis zur 156. Olympiade
aufgehört habe; denn die hauptsächlichsten Schauplätze, Pergamos und
Rhodos, können uns doch nur mehr wie Asyle erscheinen, welche die in
ihrer eigenen Heimath fast bodenlos gewordene höhere Bildnerei ge-
funden. Wenn aber Plinius sagt, dass sie mit der 156. Olympiade
(150 v. Chr.) einen neuen Aufschwung genommen, so war dieser jeden-
falls der Art, dass er uns nicht zu dem Entzücken hinreissen kann, wie
den römischen Berichterstatter. Wie Brunn bemerkt, stimmt das
plinianische Datum mit jener Periode zusammen, in welcher in Rom
die hellenische Kunst zur entschiedenen Herrschaft gelangt war. Nach-
dem nemlich mittelbarer und mehr sporadischer griechischer Einfluss
durch Etrurien und Unteritalien sich sehr früh bemerklich gemacht
hatte, waren monumentale Kunsterzeugnisse Griechenlands in grösserer
Menge doch kaum vor der Eroberung von Syrakus (212 v. Chr.) in Rom
bekannt geworden. Von diesem Zeitpunkte an lieferten die römischen
Triumphe Schlag auf Schlag eine fast erdruckende Masse von Kunst-
werken, so dass sich die vorhandene Kunst der griechischen Colonien
und Griechenlands selbst gleichsam in breitem Strome über Rom ergoss,
wie wir diess, der Plünderung Capua's, Tarents und zahlreicher unter-
italischer Griechenstädte nicht zu gedenken, beispielsweise aus den Be-
richten über die Triumphe des Quinctius Flamininus, des Siegers von
Kynos-Kephalae (197 V. Chr.), bei welchem der Einzug der Statuen
einen ganzen Tag dauerte, oder des M. Fulvius Nobilior (189 v. Chr.),
dessen westgriechische Beute nicht weniger als 515 Statuen enthielt,
ersehen können, welchen Triumphen die des L. Cornelius Scipio des
Siegers über Antiochus, des Aemilius Paullus des Perseussiegers, des
Metellus Macedonicus und des durch "seinen barbarischen Kunstraub
sprichwörtlich gewordenen Zerstörers von Korinth, Mummius, an Reich-
thum der aufgeführten Kunstbeute mindestens gleichkamen. Dass end-
lich auch die lebende Kunst den Triumphwagen der römischen Sieger
folgte, ist nicht zu verwundern; Metellus verwendete bereits mehre