Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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HCUES. 
Richtung beider wies auf Marmor als bevorzugtes Material: denn wie 
Bronze sich mehr zur Wiedergabe ausgeprägter Körperformen in ih- 
rer Schäife und Bestimmtheit, überhaupt mehr zur Vergegenwärtigung 
des rein Aeusserlichen eignet, und desshalb von einem Myron und Poly- 
klet fast ausschliessend gewählt worden ist, so entspricht der weiche, 
lichte und zum Theil durchscheinende Marmor vorzugsweise der Dar- 
stellung zarter Schönheit und ahnungsvoller Innerlichkeit, wie der 
Aeusserung der mannigfachen Regungen des menschlichen Gemüthes. 
Dass aber Skopas  um den 
 älteren der beiden Meister vorweg 
 zu behandeln  sich vorzugsweise 
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i, y? in einem solchen Darstellungsge- 
 ' in s  biete bewegte, lehrt ein Blick auf 
b  x seine berühmteren Werke. Von 
ß bb mxfm  diesen steht als höchst charakteri- 
,  stisch obenan die rasende Bakchan- 
l  , w tin, durch Epigramme und Schil- 
f "I: {  v,  derungen als zu den ersten Meister- 
" f  A'V' werken des Alterthums gehörig be- 
 Ä_ I,   i; zeichnet. Die Gemüthserregung ist 
  N]   hier bis zur bakchischen Ekstase ge- 
ß.  , steigert: den Kopf zurückgeworfen, 
7 f 7 das gelöste Haar wie auch das lange 
  ? x  Gewand im Winde Hatternd, in den 
l  , i) Händen das in der Raserei zerris- 
f"; f   Ü, sene Zicklein, so schien die Mäiiade 
ß Ä; l  emporzutoben zu den Höhen des 
i, j l, ( l I  Kitliäron. Wenn der Rhetor Kalli- 
jl K I X   stratos, welcher berichtet, beim An- 
  g Jiggl   blick des Antlitzes bis zur Sprach- 
 d   losigkeit ergriffen gewesen zu sein, 
Fiiz- rßs- Apollo Kitharödos im Vatican. den Ausdruck neiner von Raserei 
 gestachelten SCClCu besonders be- 
wundert, so dürfen wir annehmen, dass wir es bei diesem Werke mit 
der verkörperten Leidenschaft selbst zu thun haben. In gemässigterer 
Erregtheit wird der Apollo des Nemesistempels zu Rhamnus, von Au- 
gustus auf den Palatin gebracht, zu denken sein, keineswegs aber ruhig. 
während er die Kithara spielt und singt, wie ausdrücklich bezeugt wird; 
denn Apollo ist kein Epiker. Es ist desshalb doch nicht unwahrschein- 
lich, dass der langgewandige Apollo im Vatican (Fig. 185), auf dieses
	        
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