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IIellas.
der Opferträger, welche in grossen Schüsseln, Schläuchen und Krügen
nicht näher bestimmbare Gaben bringen, gefolgt von dem Reigen der
Flöten- und Leierspieler, Welche wieder dem Zuge der Festkämpfer
vorangehen. Diese erscheinen zunächst zu Fuss, dann zu Wagen,
welche zum Theil (wie auf dem oben erwähnten altattischen Relief) von
Frauen gelenkt und von den sprung- und lauffertigeil vollgerüsteten
Apobaten begleitet sind, und zuletzt zu Pferd, in welch letzterer Gruppe
der Fries vielleicht seinen Glanzpunkt erreicht. Die westliche Schmal-
seite endlich zeigt die Scene noch am Aufstellungsplatze des F estzuges;
hier werden erst die Pferde gezäumt und in Reihe und Glied gebracht,
hier stehen die Gruppen von Männern und jünglingen noch ungeordnet,
während sogar der eine oder andere sich erst wappnet, die Sandalen
bindet, oder den Mantel umwirft. Die Motivirung jeder Handlung und
Bewegung ist einfach und prägnant, niemals störend und zum Nachtheil
des Benachbarten hervorgehoben, namentlich aber ist bei sonst sehr
sorgfältiger, liebevoller und ziemlich gleichmässiger Durchführung des
Nackten und der Gewandung alles Beiwerk mehr angedeutet. Ver-
gleichen wir in letzterer Hinsicht ninivitische oder persische Darstellungen
ähnlicher Aufzüge mit dem Paithenonfriese, so springt so recht in die
Augen, dass dem Griechen jener Gerätheprtlnk, den der asiatische
Künstler so mühselig und weit liebevoller als die schematischen mensch-
lichen Figuren nachbildete und detaillirte, nichts war neben dem
Menschen selbst, dessen geistige wie körperliche Schönheit ihm und
darum auch dem hellenischerl Künstler alles andere Interesse ver-
dunkelte.
Die dritte Gruppe der Sculpturen des Parthenon, der Metopen-
schmuck, musste seiner Natur nach dem Meister am fernsten stehen.
Hier wird der architektonische Rahmen geradezu zur Fessel, indem die
Aufgabe, o2 ungefähr quadratische Platten gleichmässig und mitver-
wandten Darstellungen zu füllen, zu undankbar erscheinen musste. S0
viel wir aus den dürftigen Resten (denn die Mehrzahl der Platten ist ver-
loren oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt) sehliessen können, war
der Gegenstand fast aller die Kentauromachie. Die aus Beleuchtungs-
gründen im Gegensatz zu dem sehr flachen Basrelief des Frieses bis zur
theilweisen Ablösung vom Grunde hoch gearbeiteten Reliefs überbieten
sich in Variationen desselben Gegenstandes, nemlichdes Kampfes eines
jünglings mit einem ältlichen Kentauren, welcher, abgesehen von der
Abwechslung in Bezug auf den Sieg des einen oder anderen nur manch-
mal von der Darstellung eines Frauenraubes durch einen Kentauren
unterbrochen wird. Dass es bei einer so verzweifelten Aufgabe nicht