Plastik.
Parthenonscullaturexm.
307
Weihegaben an Athene, die Darbringung grossartiger Opfer und wahr-
scheinlich auch die Preisevertheilung an die Sieger der verschieden-
artigen musischen, gymnischen und hippischen Agonen war. An der
Ostseite ist in der Mitte die Gewandüberreichung an den Archon Basi-
leus selbst und die Broddarbringung an eine Priesterin dargestellt. Die
schlichte Handlung rechtfertigt die Erklärung, dass der Künstler nicht
das Fest, wie es sich zu seiner Zeit darstellte, sondern in der prunklosen
Einfachheit, wie es etwa bei der Einsetzung angeblich in Theseus" Zeit
gewesen sein mochte, wiederzugeben beabsichtigte. In einer Darstellung
aus heroischer Zeit, in welcher ja die Götter noch gerne herniederstiegen,
um mit den Erdgebornen wie mit Ihresgleichen zu verkehren, kann es
auch nicht störend erscheinen, dass die Götter selbst in behaglicher, das
Heimischfühlen auf attiseher Erde bezeichnender Stellung als Zuschauer
sich am Feste betheiligen, Zeus, Hera und Nike, Demeter und Tripto-
lemos, Hermes und Dionysos (nach Anderen die Dioskuren) von der
Ueberreichungsgruppe links, Athene und Hephästos, Poseidon und
Apollon, Aphrodite, Eros und Peitho zur Rechten. Ist die Ueber-
gabe im Tempel vorauszusetzen, so können wir uns die Götter etwa
im Giebel desselben denken, wenigstens ohne Beziehung mit jener,
denn sie sind von der Handlung abgewandt und sehen dem Zuge ent-
gegen, der seinerseits selbst wieder, ohne anscheinend die Nähe der
Himmlischen zu gewahren, in seinem ersten Theile, offenbar vor dem
Tempel angekommen, der Rückkehr der Arrhephoren aus dem Tempel
harrt. Dabei kann es nicht als unzukömmlich erscheinen, dass die
nächststehexiden Männer, wohl Magistratspersonen, bequem auf ihre
Stäbe gelehnt, paarweise im Gespräch stehen, während andere dem
darauffolgenden Zuge der Jungfrauen, die in sittiger Haltung auch im
Stillstand die Wahrung ihrer Würde wie die Ehrfurcht vor der Heilig-
keit des Ortes und der Handlung nicht vergessen, verschiedene fest-
ordnende Anweisungen zu geben scheinen. Diese tragen Kannen und
Schalen, Fackeln Räuchergefässe und Anderes, oder gehen mit leeren
Händen, die anmuthvollen Köpfe züchtig gesenkt und den schlichten
Fall der faltenreichen Gewänder durch das geringste Maass von Be-
wegung in imposanter Ruhe erhaltend, ohne dadurch in parademässigte
Monotonie zu verfallen. An den beiden Langseiten des Tempels scheint
der Zug noch nicht zum Stillstande gelangt: den Anfang macht beider-
seits eine stattliche Reihe von Opferrindern, die Kühe ruhig schreitend
und der Führung kaum bedürfend, die Stiere dagegen mehr oder
weniger bewegt, wie auch die folgenden Widder. Daran reiht sich auf
einer Seite der Zug der Greise, auf der anderen dagegen der Chor
20x