Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
die leider nur in sehr dürftigen Fragmenten bestehen, weil die Figuren 
statt aus den F riesblöcken selbst herausgearbeitet zu sein, stückweise in 
pentelischem Marmor hergestellt und  vermuthlich der farbigen Wir- 
kung wegen  auf den dunkleren Grund aus eleusinischem Stein auf- 
geheftet waren, dürfen, da die Vollendung des Erechtheions erst in das 
Jahr 408 fallt, nicht hier herangezogen werden, und ebensowenig der 
mehr erhaltene F ries sammt der Balustrade des kleinen Nike-Apteros- 
tempels vor den Propyläen, welche, man mag nun den Fries, wie Over- 
beck wahrscheinlich macht, auf die Schlacht bei Platäa und die Balustrade 
nach Kekule auf die Rückkehr des Alkibiades bezüglich halten oder nicht, 
namentlich durch die grosse Aehnlichkeit einzelner Kampferüguren mit 
solchen auf dem Friese des Mausoleum von Halicarnass eher an den Styl 
der folgenden Periode erinnern. Zur Beurtheilung der phidiasischen 
Werkstatt bietetlein sicher hiehergehöriges Denkmal, nemlich der Par- 
thenon, genügendes Material und zwar in den drei Arten der Marmor- 
plastik, in Rundbildern, Hoch- und Flachreliefs, freilich auf die Hälfte 
reducirt seit dem unglücklichen Bombardement Athens durch die Ve- 
netianer 1687, bei welchem das Einschlagen einerBombe in den als Pul- 
verkammer benutzten Pracllttempel und die darauf folgende Explosion 
desselben sogar zur Capitulation der Türken führte. Auch die beiden 
folgenden Jahrhunderte sind nicht spurlos vorübergegangen, so dass 
der Kunstraub Lord ElginÄs nur zum Segen war, indem seit Anfang 
dieses Jahrhunderts der grösste Theil der noch erhaltenen Sculpturen 
ebenso geschützt wie zugänglich im britischen Museum sich befindet. 
Am meisten haben leider die beiden Giebelgruppen gelitten, deren 
Herstellung jedenfalls der Meister selbst am nächsten stehen musste, 
und deren kolossale Rundbilder noch die klarste Vorstellung seiner 
Kunsthöhe gewähren könnten. Allein schon vor der genannten Kata- 
strophe waren gerade diese in Folge der Umwandlung des Tempels der 
Athene Parthenos in eine Kirche der Maria Parthenos und später in eine 
Moschee durch Anbringung von Fenstern im Giebel, vielleicht auch 
überdiess durch Fanatismus arg verstümmelt, nach der Explosion aber 
durch den verunglückten Versuch der Vcnetianer, aus demselben ein 
Marmorgespann als Trophäe abzunehmen, noch weiter verringert. Was 
noch erhalten, ist schrecklich beschädigt (grösstentheils im britischen 
Museum), so dass Wenigstens Verfasser dieser Zeilen bei dessen erstem 
Anblick das Entzücken nicht theilen konnte, von welchem er gelesen 
hatte. Die dürftige Notiz, die Pausanias über den Gegenstand der 
Giebeldarstellungen gibt, Würde jetzt schwerlich mehr verständlich sein, 
wenn nicht noch die Zeichnungen, die ein französischer Künstler, Carrey,
	        
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