Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Plastik. 
Phidias. 
SOI 
seum entdeckte schlechte Marmorcopie des Schildes ermöglichen die 
Vergegenwärtigung ihrer Composition: Aufrechtstehend und den Kopf 
leicht" nach vorne geneigt, mit dem langen ärmellosen Chiton und der 
Aegis bekleidet, wie mit dem sphinxgeschrnückten Helm bedeckt, stützte 
sie die Linke auf den Schild, zugleich die an die Schulter gelehnte Lanze, 
an welcher sich die Erichthoniosschlange emporringelte, haltend, i-vah- 
rend die vorgestreckte Rechte eine sechs Fuss hohe Nike trug, welche, 
der Göttin zugewandt, ihr selbst einen goldenen Kranz darzureichen 
schien. Die Basis und selbst der Rand der hochsohligen Sandalen waren 
mit Reliefs geschmückt; der goldene Schild zeigte innen eine Giganto- 
machie, aussen eine Amazonenschlacht, über die wir durch die eben 
erwähnten Funde genauer unterrichtet sind. ja es liess sich sogar das 
verhängnissvolle Selbstporträt des Künstlers in den höchst individuellen 
Zügen eines kahlköpügen Greises mit geschwungener Doppelaxt, in 
seiner fast völligen Nacktheit den durchweg gewappneten jünglingen 
gegenüber auffällig genug, erkennen, welches bei einer ruchlosen Ver- 
folgung des Meisters und seines Gönners, nachdem sich die Anklage 
wegen Unterschlagung des Goldes am Goldgewande der Athene durch 
Abnahme und Nachwägen als grundlos erwiesen hatte, Gelegenheit zur 
Anklage auf Gotteslästerung gegeben und den Künstler für den Rest 
seines Lebens in den Kerker gebracht haben soll. 
Die Athene Parthenos aber wurde noch überboten durch die gleich- 
falls chryselephantine Kolossalstatue des panhellenischen Zeus in Olympia, 
mit welcher der Meister seinen höchsten Triumph feierte. Auf einem 
prachtvollen Throne, dessen Beine mit zwei Reigen von Niken ge- 
schmückt, dessen Armlehnen von Sphingen getragen und dessen Rück- 
lehne von den Gruppen der Horen und Chariten bckrönt war, wozu 
noch vieles andere Rund- und Reliefbildwerk an Stufen, Querriegeln, 
Verschalungsdielen u. dergl. hinzukarn, thronte der Gott im buntge- 
säumten Goldgewand, den grünemaillirten Olivenkranz in den gleichfalls 
goldenen Locken, eine gegen ihn gewandte Nike auf der Rechten, in 
der Linken das adlerbelzrönte aus vielen Metallen zusammengefügte 
Scepter haltend, ganz Majestät, mit einem Ausdruck, der milde ge- 
während und doch so gewaltig war, dass schon ein Wink des Gewaltigen 
zu genügen schien, Erde und Himmel erzittern zu machen. Diesen wun- 
derbaren Doppelausdruck hatte sich auch der Künstler geradezu als Ziel 
gesetzt, indem er zum leitenden Grundgedanken seiner Schöpfung die 
homerischen Verse wählte, welche den Gott der Götter, der um Verherr- 
lichung ihres Sohnes Achill Hehenden Thetis Gewährung zunickend, 
derart schildern :
	        
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