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Hellas.
Museums bekannt, die letztere aber dürfte wenigstens zeigen, dass der
Meister sich noch wenig von der alterthümlichen Strenge der früheren
Zeit entfernt und damit höchstens mehr Kraft und Formenadel, wohl
hauptsächlich in der Durchbildilng des Kopfes, zu verbinden gesucht
habe. Ein hölzerner Apollokoloss desselben Meisters in Theben unter-
schied sich nur durch das Material von dem milesischcn; alterthümlich
aber dürfen wir uns auch die Goldelfenbein-Aphrodite in Sikyon den-
ken als mit dem Polos auf dem Haupte, Mohnkopf und Aepfel in den
Händen tragend dargestellt. Freier dagegen waren wohl zwei hierati-
sehen Einflüssen und Hemmnissen ferner stehende Werke, nemlich die
Muse mit der Syrinx, welche neben zwei anderen von des Meisters Bru-
der Aristokles und von Ageladas aufgestellt waren, und namentlich die
vwettreitenden jünglingea.
Die Schule von Argos wird durch einen grossen Namen verherr-
licht, an welchen sich die höchste Kunstentwicklung unmittelbar an-
schliesst, nemlich durch Ageladas, den Zeitgenossen der bereits ge-
nannten Meister von Aegina, Athen und Sikyon. Wir können uns frei-
lich bei vollkommenem Schweigen aller Quellen in dieser Richtung von
dem Styl dieses Meisters keine Vorstellung machen und wissen nur,
dass er seine mehrfachen Zeus- und Heraklesbilder, seine Muse mit dem
Barbiton, seine Siegesstatuen, Quadrigen und seine Weihegeschenk-
gruppe in Delphi in Bronze herstellte. Wir wissen aber, dass Ageladas
der Lehrer von dreien der grössten Meister Griechenlands, des Myron,
Polyklet und Phidias war, und müssen schon aus diesem Grunde den
Altmeister über seine älteren Zeitgenossen setzen. jedenfalls verschwin-
den neben ihm die übrigen argivischen Künstler, von welchen wir die
Namen und einzelne Werke kennen, wie Aristomedon, Glaukos und
Dionysios, so auch die Künstler von Korinth Diyllos, Amyklaeos und
Chionis, oder die Meister Aristomedos, Sokrates u. a. von Theben, oder
ein Kallon von Elis, ein Gitiades von Sparta und a. m., deren Behand-
lung der Kunstgeschichte keine wesentliche Förderung bieten würde.
So bedeutend aber die aufgeführten Plastiker gewesen sein mussten,
so scheinen sie doch mehr die Tüchtigkeit der betreffenden und na-
mentlich der äginetischen und attischen Schule repräsentirt als sich
durch ihre Eigenartigkeit über dieselbe gestellt zu haben. Als Meister
von rein persönlicher Bedeutung, bei welchen die Schule hinter den
Fortschritten, die ihr eigenes Genie gemacht, ganz zurücktritt, sind erst
drei jüngere Zeitgenossen der obenangeführten zu nennen, Kalamis (aus
Athen F), Pythagoras aus Rhegium in Unteritalien und Myron aus Eleu-
thcrae in Böotien. Kal amis war besonders in Götterbildern thätig, und