Plastik.
Die iiginctische u
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Andere Werkstätten.
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noch mehr aber durch das intensive Roth und Blau an Helmen, Helm-
büschen, Schilden und Gewandsätimen, Sandalen und Lederwerk, wie
durch die Färbung der Haare, Augen und Lippen, sicher nicht ohne
Rücksicht auf die umgebende Architektur, welche im Gebälk haupt-
sächlich in denselben Farben behandelt zu werden pflegte.
Wenn Pausanias von Onatas sagt, dass er ihn, obwohl er der
äginetischen Schule angehört. doch nicht geringer schätze als irgend
einen Meister der attischen Werkstatt, so geht aus diesem summarischen
Lobspruche weniger für des Onatas Eigenthümlichkeit als in Hinsicht
auf die gegenseitige Stellung der beiden Schulen hervor, dass im All-
gemeinen die äginetische für geringer als die attische erachtet zu werden
pflegte. Wir dürfen daraus schliessen, dass die gleichzeitigen Meister
Athens, von denen, älterer wie Endoios, Antenor und Amphikrates
nicht zu gedenken, drei: Hegias (Hegesias), Kritios und Nesiotes
besonders gerühmt werden, den Künstlern der äginetischen Giebelgrup-
pen noch überlegen waren. Notizen von ihren Werken bringen sie uns
auch in Bezug auf ihre Tüchtigkeit nicht näher; doch ist es neuerlich
Friederichs gelungen, in der bisher unter dem falschen Namen der Gla-
diatoren aufgeführten Copie eines der Hauptwerke der beiden letzteren
im Museum in Neapel zu entdecken (Arch. Zeitg. 18 59). Es handelt sich
um die Gruppe der beiden Tyrannenmörder Harmodios und Aristo-
geiton, wie sie auf einer attischen Tetradrachme und in dem Relief eines
Marmorsessels von Athen schon früher durch Stackelberg erkannt wor-
den ist, und dann, freilich in noch verwaschenerem Styl reproducirt,
auch im Giardino Boboli zu Florenz vorgefunden ward. Da aber Copien
der vorliegenden Arten nicht erlauben, auf den Styl dieses im Alter-
thum berühmten Monumentes einen sicheren Schluss zu ziehen, so
müssen wir uns begnügen. an ihnen nur die Composition im Allgemei-
nen zu ersehen.
Neben der äginetischen und attischen Schule bestanden damals
auch noch in einigen andern Städten Werkstätten von gutem Namen,
wie zu Sikyon, Argos, Korinth und Theben. Sikyon haben wir in der
Zeit der kretischen Dädaliden Dipoinos und Skyllis bereits als eine der
Hauptstätten des älteren Kunstbetriebes gefunden, und auch jetzt steht
ein künstlerisch hochbedeutendes Brüderpaar, Kanachos und Aristo-
kles, an der Spitze einer sieben Generationen dauernden Schule. Des
Kanachos Hauptwerk, der kolossale Apollo des Branchidenheiligthilms
in Milet mit dem angeblich beweglichen (automatischen) Hirsch auf der
vorgestreckten Rechten, ist uns freilich nur in ungenügenden Nachbildun-
gen auf Münzen und namentlich in einer Bronzestatuette des britischen