Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Plastik. 
Die äghletisclme Schule. 
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nackten Körpers zu zeigen, nicht ganz, sondern nur mit Helm, Speer 
und Schild gerüstet waren, weisen uns auf zwei grossentheils erhaltene 
Gruppen, welche auch in Bezug auf den Styl Onatas ganz nahe stehen 
müssen, nemlich die beiden Gicbelgruppen des Athenetempels von 
Aegina. Bekamitlich kamen diese unschätzbaren Werke durch eine 
Kette glücklicher Umstände (Urlichs, die Glyptotllck 1867) 1812, ein 
Jahr nach ihrer Entdeckung, in den Besitz des Königs Ludwig I., da- 
mals Kronprinzcil von Bayern, und bilden die Hauptzierde der Glypto- 
thek in München. Von den erhaltenen Statuen gehören zehn dem west- 
lichen, fünf dem östlichen Giebelfelde an, so dass von jenem die ganze 
Gruppe bis auf eine Statue (den nach dem Gefallenen Vorgebeugten), 
Welche leicht, da die Darstellungen fast ganz gleich waren, aus diesem 
ergänzt werden kann, erhalten ist. Denn wenn im Ostgiebel der Kampf 
um die Leiche eines gefallenen Helden (Laomedon F) in der Fehde des 
Herakles und des Aegineten Telamon gegen Laomedon von Troia, im 
Westgiebel aber der Kampf um die Leiche des Achilleus dargestellt ist, 
so konnte diess kaum ilamhafte Compositionsverschiedenheiten, son- 
dern vorzugsweise Abweichungen der Art bedingen, dass etwa in der 
ersteren Gruppe Herakles, in der letzteren Paris besonders kenntlich 
gemacht war. Auf beiden Seiten also befand sich in der Mitte zu Füssen 
der ihn deckenden Athene der Gefallene (Fig. 178), welchen ein sich 
bückender Feind zu haschen sucht, während sich über beide weg zwei 
Lanzner mit erhobenen Speeren bedräuen. Dann folgen nach Brunifs 
Umstellung zwei knieende Lanzner und hierauf zwei Bogenschützen, von 
welchen der eine im griechischen Panzer, der andere im phrygischen 
Lederhabit mit entsprechender Mütze dargestellt ist; die Eckdreiecke 
aber werden wieder von zwei Gefallenen ausgefüllt. Die ganze Gruppe 
ist mit strenger Rücksicht auf symmetrische Entsprechung und auf die 
jeweiligen Höhenverhältnisse des Giebeldreiecks componirt, wobei aller- 
dings auf jeden Versuch einer ineinandergreifenden Action und wirk- 
lichen Handlung verzichtet und statt derselben, wie Overbeck bezeich- 
nend bemerkt, nur der Eindruck einer Pantomime erreicht ward. Die 
Zeichnung der Körper, ihre Stellung und Bewegung sind jedoch wahr 
und bis auf Kleinigkeiten correct und zeugen von einer Formsicherheit 
und auch technischen Vollendung, welche, wie z. B. der Verzicht auf 
alle Stützen, oder die nur ein paar Zoll betragende Dicke der Schilde, 
in Erstaunen setzt. Die erhaltenen Figuren des Ostgiebels erscheinen  
sogar noch vollendeter, und zwar nicht blos in technischer Beziehung, 
sondern auch in lebensvollerer Durchführung des Organismus, so dass 
mit Recht diese als die Werke jüngerer Künstler. welche nicht mehr 
ü! 
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