Plastik.
Archaistische Werke.
Aeginetische und attische Kunst.
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tlIÜDIliClIC Gewand, wie an der Artemis in Neapel, oder wenn das Ne-
benwerk jüngeren Styls ist, wie die zehn Gigantenkampfscenen am Mit-
telstreifen des Gewandes der Athene in Dresden, oder wenn die Ge-
wandung an einer Figur einer Gruppe alterthümlich streng, an der an-
dern dagegen frei ist, wie an der Dresdener Dreifussbasis (die sich wie
alle ebengenanrlten Werke bei Overbeck abgebildet findet), anderer ge-
ringerer Ungleichheiten nicht zu gedenken, so kann über die Stellung
des Bildwerkes als eines nur nachgeahmt alterthümlichen kein Zweifel
bestehen.
Nehmen wir nun den Faden der Geschichte an der Hand derKünst-
lertratlition wieder auf. Stillstand und schablonenmassiges Fortarbeiten,
jenes handwerkmässige Genügen an gewonnenen Formen und Formeln.
wie am Nil und Tigris war in dem strebsamexi Hellas nicht zu finden.
Auf der breiten Grundlage einer allgemein erreichten Kunststufe erho-
ben sich einzelne Werkstätten und Meister wieder über diess Niveau
und förderten die Kunst zum Theil bahnbrechend für den ganzen helle-
nischen Kunstbetrieb, zum Theil in einer besonderen Schulrichtung,
die ihnen eigenthümlich blieb. Von solchen Kunststätten ragten in die-
ser Zeit zwei in der Weise hervor, dass unsere Berichterstatter die Werke
dieser Periode gewöhnlich nur nach ihnen unterscheiden, nemlich Aegina
und Athen. Wir sind zur Zeit trotz sehr ansprechender Versuche (Bur-
sian Allgem. Encycl. d. W. u. K. LXXXII. 403) noch nicht vollends
in der Lage die Unterschiede der väginetischena und der vattischena
Werke dieser Zeit, welche unseren Quellen augenfallig sein mussten,
aufzuzeigen; denn wenn wir auch die äginetische Arbeit an einem gross-
artigen Beispiele kennen, so fehlt uns ein attisches Analogon zur Ver-
gleichung und auch die Künstlergeschichte liefert uns keine zureichende
Handhabe. Das im Gegensatze zu DCläClElllSChCfa Auffassung Gemein-
same beider Schulen aber wird wohl hauptsächlich darin bestanden ha-
ben, dass sie die lebendige Bewegung an die Stelle der steifen Parade-
stellung setzten, wie wir sie selbst an Gruppen der archaischen Periode
finden oder voraussetzen dürfen. Von äginetischen Künstlern zunächst
werden uns zwei hervorragende genannt, Kallon und Onatas, von
welchen wieder, wenn gleich Kallon wegen seiner Härte unmittelbar un-
ter Kalamis gesetzt und durch diese Zusammenstellung allein schon als
nicht unbedeutend hingestellt wird, doch Onatas der berühmter-e ge-
wesen zu sein scheint. Für uns ist er auch bemerkenswerther als jener
durch die uns erhaltene Beschreibung zweier Hauptwerke, welche, in
g-rösseren Weihegeschenkgruppen zu Olympia und Delphi bestehend,
die urn den Zweikampf mit Hektor loosenden Griechen vor Troia und
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