Plastik.
Erhaltene Marmorsculpturen aus dem 6.
jah rh
Chr
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muthlich von der Lehne eines Marmorsessels, im Louvre zeigt, welches
drei Figuren aus dem troischen Cyklus, Agamemnon, Talthybios und
Epe(ios) darstellt. In der Fläche wenig modellirt und hauptsächlich auf den
hartgeschnittenen Umriss beschränkt, weist dieses an alte Vasengemälde
erinnernde Werk auf empästische Vorbilder nach Art jener Schildwerke
mit aufgenieteten Metallsilhouetten oder auf eingelegte Arbeit hin, wie
diess auch mit der Vasenmalerei der Fall ist, deren engen Zusammen-
hang mit der Empästik und eingelegten Arbeit ich nicht im geringsten
bezweifle. Ich nehme desshalb auch keinen Anstand, die magere Vasen-
bildartige Umrissarbeit des Reliefs von Samothrake als den empästischen
Styl zu bezeichnen, wie man in der Behandlung des Friesreliefs von
Assos den Styl des getriebenen Metallblechs erkennen kann.
Diesen auswärtigen Arbeiten ist von dem eigentlichen Hellas nur
eine Anzahl gleichartiger statuarischer Werke gegenüberzustellen, welche
an verschiedenen Punkten Griechenlands gefunden, bei gleicher Dar-
stellung und Auffassung doch die in der wahren Künstlernatur des
Griechen begründete individuelle Verschiedenheit der Arbeit verrathexi.
Es sind ganz unbekleidete Jünglingsgestalten, in steifer Haltung stehend,
die beiden Arme gerade herabhangend und angelegt, die Beine, von
welchen das linke etwas vorgestellt ist, getrennt, den etwas vorgeneigten
geradeaus sehenden Kopf, mit seiner zurücktretenden Stirne, den vor-
quellenden grossen Augen und den wie lächelnd aufwärts gezogenen
Mundwinkeln, bedeckt von einem wulstig perückenartigen, tief über die
Schulter hängenden Haarwerk. Man pflegt sie als Apollostatuen zu be-
trachten, obwohl der Mangel aller Attribute, deren doch die Incunabel-
kunst zur Charakterisirung deruGottheit unbedingt bedurfte, dazu keine
Berechtigung gewählt und um so weniger, als nach Plutarch eine delische
Apollostatue des Tektaeos und Angelion (Lehrer des Aegineten Kallon
und somit aus dieser Periode) den Gott mit denselben in den vorge-
streckten Händen zeigt, welche Haltung auch in älterer Zeit typisch
gewesen und noch einige Zeit geblieben zu sein scheint (der milesische
Apoll von Kanachos und der kleine Bronzeapoll im Louvre]. Das
perückenartige Haar allein kann jedenfalls nichts entscheiden, selbst
nicht gegen die Annahme von Athletenstatuen, welche zwar zunächst
in Holz, bald nach 560 v. Chr. aber auch in Stein hergestellt wurden
(Statue des Arrhachion in Phigalia, von Pausanias VIII. 40, I ganz
ähnlich beschrieben). Dass von der durch Bursian (A. Encykl. d. W.
u. K. 82. S. 411) zusammengestellten Reihe das Exemplar von Thera,
jetzt im Theseion zu Athen, das alterthümlichste, schien dem Verfasser
angesichts eines Gypsabgusses des letzteren, nach welchem die Zeich-