Plastik.
Anfänge des Bronzegusses und
der Malmorscullatxxr.
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viel in Gold arbeitete, kann es uns nicht befremden, ihn auch als
Toreuten im Kleinen zu Enden, worauf der freilich sagenhafte Ring des
Polykrates, angeblich sein Werk, und die ebenfalls nicht unbedenkliche
männliche (Porträt-i?) Statue mit einer Quadriga auf der Hand, welche
eine Fliege mit ihren Flügeln zu bedecken vermochte, hinweisen.
Eine vielleicht noch glanzvollere Zukunft war der zweiten Erfin-
dung, nemlich der Sculptur in Marmor vorbehalten. Wie Samos
die Heimath des hellenischen Bronzegusses, so ward für die Marmor-
technik Chios die Geburtsstätte, Die ersten Anfange derselben und
hier ist nur von statuarischer Marmorarbeit die Rede, denn vereinzelt
(Relief am Löwenthor von Mykene) und im Kleinen (Idole) war der Stein
schon seit den frühesten Zeiten zu Bildnerei verwendet worden waren
vielleicht etwas älter als die Anwendung des Bronzegusses; denn
Melas, der Stammvater der chiischen Marmorbildhauerfamilie, lebte
um die Mitte des 7. Jahrhunderts, doch wissen wir von ihm und seinem
Sohne Mikkiades nichts als die Namen. Des Letzteren Nachfolger,
Archermos, konnte schon wagen, eine Nike geHügelt darzustellen, doch
wurde auch er von seinen beiden Söhnen Bupalos und Athenis
verdunkelt. Wie weit mit diesen, die um 540 v. Chr. lebten, die
Marmorsculptur gediehen war, erhellt aus mehrfachen Notizen. Dass
sie im Material schon höchst wählerisch geworden waren und keinen
anderen Marmor als den durch sein schimmernd durchscheinendes Korn
ausgezeichneten parischen Lychnites mehr verwendeten, wäre noch das
Geringste. Unter ihre in Delos aufgestellten Sculpturen aber konnten sie
und sie konnten es nur, weil Niemand etwas dagegen zu erinnern
hatte die selbstbewusste Inschrift setzen: i) Nicht allein durch seine
Weinstöcke ist Chios berühmt, sondern auch durch die Werke der
Söhne des Archermosß Von ihnen zuerst werden zahlreiche Arbeiten
genannt, und von fürstlichen Liebhabern selbst noch in späterer Zeit
gesammelt. Noch Augustus suchte an allen seinen Bauten und nament-
lich in den Giebeln des prachtvollen palatinischen Apollotempels ihre
Werke, für die er eine besondere und gewiss nicht unbegründeteVorliebe
hatte, anzubringen, und diese waren demnach wenigstens derart, dass
sie nicht entstellten. Wenn wir uns aber fragen, wie dieser namhafte
Aufschwung zu erklären sei, so bietet uns gerade die Notiz von der
Liebhaberei des Augustus den Schlüssel zur Antwort dar. Der Kaiser
schmückte seine Bauten und zwar, wie die Giebelfelder des Apollo-
tempels lehren, vorwiegend äusserlich mit jenen Werken, mithin waren
diese keine Cultbilder, Sondern architektonische Sculpturen. Die er-
steren hinkten aus den oben angegebenen Gründen nach und zögerten