Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
Spangen, Wehrgehenken und Rüstungen zu vergegenwärtigen. Die 
Hinweisung auf vorderasiatische Vorbilder für Broncearbeiten wird von 
Homer selbst gegeben durch die Erwähnung von sidonischen Krateren 
(Mischkrügen) und einem kyprischen Panzer. Von ganz besonderem 
Reichthum aber waren die Schilde, deren Beschreibung uns nicht blos 
die bildlichen Darstellungen, sondern auch die Technik derselben 
erkennen lassen. Die letztere bestand aus dem Uebereinanderfügen 
mehrer Metallscheiben, von welchen je die untere von grösserer Peri- 
pherie, als die daraufgesetzte, so dass bis zur kleinsten Mittelscheibe 
von jeder nur schmale concentrische Kreisstreifen sichtbar blieben, auf 
welchen dann die bildliche Verzierung angebracht war. An dem ver- 
hältnissmässig einfachen Agamemnonsschilde (Il. XI. 32 fg.) war nur die 
Mittelscheibe mit einem Bildwerk, nemlich dem Gorgoneion verziert, 
den Rand schmückten lediglich zehn Buckel aus Zinn und ausserdem 
ein dreiköpfiger Drache das Schildgehenke. Ungemein reich aber ist 
der Achilleusschild (Il. XVIII.) gedacht, der wohl als ein Werk des 
Hephästos über den gewöhnlichen Schmuck einer Heroenwehr hinaus- 
gehen mochte, aber darum über dessen Art und Gestalt nicht minder 
verlässigen Aufschluss gibt. Fünf Schichten lagen hier übereinander, 
nZWeie von Erz, die inneren zweie (vielleicht alternirend mit den bron- 
cenen) von Zinn, aber die eine von Gold, wo die eherne Lanze gehemmt 
ward (mithin die kleine Mittelscheibeja. Dadurch bildeten sich vier 
Streifen um die letztere, alles mit reichen figürlichen Darstellungen be- 
deckt, welche sich etwa in folgender Weise vertheilen: Symbole von 
Erde, Meer und Himmel, dazu Sonne, Mond und Sterne schmückten 
das Centrum, den darauffolgenden engsten Kreisstreifen einerseits eine 
Stadt im Frieden mit Hochzeitfestzug und Gerichtscene, anderseits eine 
bekriegte Stadt mit Ausfall und Erbeutung von Heerden; den zweiten 
Streifen die vier jahreszeiten, charakterisirt durch das Pflügen, die 
Ernte, die Weinlese und durch eine von Löwen überfallene Rinder- 
heerde neben friedlich weidenden Schafen; den dritten Streifen ein 
Reigentanz mit Zuschauern, in deren Mitte ein Sänger; den vierten und 
äussersten Ring aber, der vielleicht schmaler zu denken als die übrigen, 
der Okeanos, d. h. ein Wellenkranz mit Fischen, der ja auch nach der 
Vorstellung der Alten die schildförmige Erdscheibe umschloss. Die 
Figuren sind aus dünnen Metallblechen geschnitten und aufgenietet zu 
denken, 0b erst reliefartig getrieben oder silhouettenartig flach und 
unplastisch, muss dahingestellt bleiben. Natürlich wurde Metall ge- 
wählt, das vom Grunde verschieden war, wodurch das Ganze seiner 
Wirkung nach sich dem Gebiete der Malerei näherte. Flur und Reben-
	        
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