Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Plastik. 
Vorderasiatische Einüüsse. 
Sphyrelata und Xoana. 
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Damnameneus und Akmon (Hammer, Zange, Ambos) auf dem phry- 
gischen, zu fünfen auf dem kretischen lda, und die Telchinen Chryson, 
Argyron und Chalkon (Gold-, Silber- und Erzarbeiter) auf Rhodos. 
So unzweideutig auch in diesen mythischen Innungen nur die Personi- 
iicationen der Metallarbeit entgegentreten, so ist doch die Oeitlichkeit 
gewiss nicht ohne tiefere Bedeutung, indem sie auf die Küsten Vorder- 
asiens hinweist, an welchen die Metallblechtechnik die herrschende war, 
namentlich auf die phönikisch-palastinischen Gebiete mit Einschluss 
Cyperns, deren Kunstthätigkeit im vorausgehenden Abschnitt be- 
schrieben worden ist. 
Diese Metallarbeit ohne Guss, lediglich im Treiben des Blechs mit 
Hammer und Bunzen bestehend, setzt aber die Holzschnitzerei voraus, 
ohne deren Unterlage das Sphyrelaton kaum gedacht werden kann. 
Das getriebene Goldblech des salomonischen Tempels z. B. hatte relief- 
geschnitztes Cedernholz als Futter und war wahrscheinlich über dieses 
getrieben, und so dürfen wir es wohl vor der Erfindung des Erzgusses 
auch bei statuarischen Werken annehmen. Statt der Metallbekleidung 
mochte aber in den meisten Fällen einfache Bemalung oder wohl auch 
puppenartige wirkliche Bekleidung genügen, wodurch die Holzschnitz- 
werke grössere Selbständigkeit erhielten. Die Holzschnitztechnik scheint 
auch den Hellenen noch am meisten ureinheimisch gewesen zu sein; 
geschnitzte Götterbilder (Xoana) erscheinen als der früheste Ersatz jener 
Balken und Steine, welche die anikonische ßfbildloselVorzeit als Götter- 
symbole verehrte, und so alt, dass manche davon, zu deren Herstellung. 
keine Ueberlieferung mehr hinaufreichte, geradezu als vom Himmel ge- 
fallen bezeichnet wurden. 
Wir können uns diese ältesten Xoana kaum roh genug vorstellen. 
An dem nur nothdürftig aus einem Holzstrunk geschnitzten Rümpfe 
scheinen die Glieder nicht blos eng anliegend und ungetrennt, sondern 
nur angedeutet und lediglich insoweit ausgeführt gewesen zu sein, als 
nöthig war, um die Attribute anzubringen, wie an der Athenestatue in 
Troia, welcher Rocken und Spindel in die eine und eine Lanze in die 
andere Hand gegeben war. Vermuthlich war übrigens die ganze Ge- 
stalt in einen wirklichen Mantel gehüllt, wie diess auch bei uns an alten 
Cultbildern an Wallfahrtsplätzen noch üblich ist. Auch der Kopf scheint 
durch einen wolligen Pcrückenaufsatz der Schwierigkeit der Haarbil- 
dung überhoben zu haben, wie die spätere Behandlung des Haares in 
Marmor (Apoll von Tenea) zu schliessen erlauben dürfte. Wie mangel- 
haft aber das Gesicht geschnitten war, erhellt aus der Notiz, dass einige 
Xoana geschlossene Augen hatten. was wir wohl nicht mehr mit der
	        
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