Architektur.
Odeen.
Wohnhaus.
Prunkvolle Ausarlung des Ilellenismus.
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Erst als das Königthum in der macedonischen Periode wieder an
die Stelle der verlebten Demokratie getreten war, nahm auch der Haus-
bau einen neuen Aufschwung, der jedoch weniger auf monumentale
Grossartigkeit, wie auf Kostbarkeit, Prunk und Genuss bei relativ be-
schränkten Verhältnissen abzielte. Die Räume verdoppelten sich durch
Wiederholung des Hofes, im Uebrigen aber ersetzte ein raffinirter zum
Theil von den Schwesterkünsten geborgter Luxus die fehlende archi-
tektonische Erfindung und Weiterbildung. Denn den Saalbau müssen
wir trotz hellenischer Bezeichnungen einzelner Formen bei Vitruvius
sehr beschränkt annehmen, wie z. B. der sog. korinthische Saal mit
seinem Tonnengewölbe specifisch römisch ist, doch mag immerhin der
sog. ägyptische Saal mit seinem um ein Säulengeschoss erhöhten Mit-
telschiff auf alcxandrinische Vorbilder oder der kyzikenische auf klein-
asiatisch-pergamenische zurückgehen; wie überhaupt wenigstens die
drei Prachtstädte der Diadochenzeit, Alexandria, die ägyptische Residenz
der Ptolemäer, von Alexander selbst durch den Architekten Deinokrates
angelegt, Antiochia am Orontes in Syrien, die Schöpfung des Seleukos
Nikator durch den Architekten Xenäos, deren rasche Blüthe bald eineVer-
vierfachung des ersten Umfanges erforderte, und das von Eumenes neu-
gegründete Pergamon auch im Privat- und Palastbau Bedeutendes boten.
Dass aber hiebei und auch bei öffentlichen Anlagen an den glänzen-
den Ptolemäer-, Seleuciden- und Attalidenhöfen die Prunksucht allen
architektonischen Halt verlor, zeigen namentlich jene Wunderwerke
dieser Zeit, bei welchen der theatralisch unsolide Pomp nur von der
orientalischen Kostbarkeit der Materialien überboten wird, wie denn
überhaupt diese die Denkmäler jener Syrisch-orientalischen Ueppigkeit
sind, welcher der griechische Osten anheimfiel und welche der Helle-
nismus nur wie ein täuschender Firniss bedeckte. Solchem profusen
Prunk an monumentalen wie an privaten Werken hatte schon Alexan-
der selbst die Bahn gebrochen, wie z. B. durch die zur Verbrennung
der Leiche des Hephästion vom Architekten Deinokrates aufgethürmte
Pyramidalpyra, von welcher der quadratische Backsteinunterbau von
einem Stadion Länge jederseits mit 240 goldenen Schiffschnäbeln und
göo Statuen, die zweite Terrassenstufe dann mit goldbekränzten und
sonst reich verzierten Fackeln, die dritte und vierte mit Goldreliefs (Jagd-
scenen und Kentaurenschlaicht), die fünfte mit goldenen Löwen und
Stieren geschmückt war, worauf endlich barbarische Trophäen mit make-
donischen Waffen folgten, die goldene Sirenengestalten trugen, deren
hohler Leib die Sänger der Todtenklage enthielt. Ein ähnliches Schau-
Stück war auch der Prachtwagen für Alexanders Leichnam. Hieher ge-
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