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Hellas.
geeignet, mit marmornen Sitzbänken verkleidet; an Erdhügeln waren
bedeutendere Unterbauten nöthig.
Dem Theaterbau scheint die Anlage von Odeen, theilweise be-
deckten Theatern für musische Festvorstellungen, vorausgegangen zu
sein, von welchen die Skias in Sparta, ein wenigstens annähernd kreis-
formiges Gebäude mit Zeltdach, das ältest bekannte aber wahrschein-
lich nach kleinasiatischem Vorbilde erbaut ist, jedenfalls wurde ein
samischer Architekt, Theodoros des Telekles Sohn, zu dessen Herstel-
lung nach Sparta berufen. Aehnlicher Art war auch das Odeion am
Ilissos zu Athen, wahrscheinlich wie jenes grösstentheils in Holz ausge-
führt. Für den Theaterbau im engeren Sinne aber scheint besonders
das neuerlich wieder aufgedeckte steinerne Theater am Südostfusse der
Akropolis von Athen epochemachend gewesen zu sein.
Neben den öffentlichen Bauwerken verschwinden die Privatgebäude
vollständig. Dass wir kein Beispiel eines griechischen Wohnhauses
mehr besitzen, ist ein Beweis, dass dieses stets eine untergeordnete Rolle
spielte, durch welche die Familie im hellenischen Staatsleben über-
haupt aus dem Gesichtskreis gerückt erscheint. Es war lediglich der
Schauplatz der Frauenthätigkeit und in grosser Anspruchlosigkeit nach
Innen gewendet, wo sich schlichte und beschränkte Räume um den Hof
als Mittelpunkt gruppirten. Das Leben des hellenischen Bürgers spann
sich ausser dem Hause auf den Marktplätzen, in Gymnasien und Stoen
ab, und nur zu Mahlzeit und Ruhe suchte dieser die Zurückgezogenheit
des Familienlebens. Diess war aber von der Aussenwelt dadurch völlig
abgeschieden, dass die Wohnräume gar nicht nach Aussen sahen, indem
die der Strasse zugewandte Fronte ganz unansehnlich und unbenutzt
war, wodurch sich wie durch die Beschränkung der Haupträume auf das
Erdgeschoss, das antike Haus hauptsächlich von dem modernen unter-
schied. Den Zimmern war mit Ausschluss etwa des Speisezimmers we-
nig Aufmerksamkeit gewidmet; meist lediglich durch die Thür beleuchtet
boten auch ihre fensterlosen Wände keinen Anhalt für architektonische
Ausbildung; diese beschränkte sich daher auf den Hof, dessen rings-
um geführter Säulengang zugleich Vorsaal der Gemächer und dessen
den Familienherd enthaltende Ausweitung an einer Seite (Parastas),
der gewöhnliche Versammlungsraum der Hausgenossen, wenigstens
räumlich nicht unbedeutend war. Zu einer Steigerung des Wohnhauses
zum Palastbau fehlte es lange Zeit an Veranlassung; denn in der Anak-
ten- und Tyrannenzeit war die Architektur hiezu noch zu unentwickelt,
und dann missfiel der republicanischen Gleichheit jede häusliche Osten-
tation.