Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Architektur. 
Stoen. 
Palästren und Gymnasien. 
Stadien. 
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Bedeutung dieser Uebungen für die militärische Dienstpflicht ange- 
messen erscheinen, der baulichen Entwicklung der städtischen Turn- 
platze grössere Aufmerksamkeit zu widmen. S0 entstanden die Gy m- 
nasien, eine Verbindung von gedeckten Sälen und Hallen mit offenen 
Höfen, welche den verschiedenen Uebungen der damaligen Turnkunst, 
dem damit zusammenhängenden Badebedürfniss und höherer geistiger 
Unterhaltung philosophischer, rhetorischer und poetischer Art passende 
und gesonderte Räumlichkeiten darbieten sollten.  
Solche Complexe mochten anfänglich, bis sich die zweckmässigste 
Anordnung durch die Erfahrung ergab, sehr verschieden gewesen sein, 
doch scheint sich bald wenigstens so viel festgestellt zu haben, dass ein 
Quadrat oder Rechteck von einer Säulenhalle umschlossen ward, an 
welche sich beiderseits geräumige Anbaue, segmentförmige Exedren 
u. dergl. für wissenschaftliche und künstlerische Unterhaltung, an der 
Hauptseite aber eine Reihe von Sälen anlehnten, welche als Ephebeion, 
Apodyterion, Elaiothesion, Konisterion, Korykeion, Lakonikon und 
Lutron den Jünglingen zur Versammlung, zum Auskleiden, zum Sal- 
ben, Bestäuben nach der Salbung, zum Ballonspiel, zum Schwitz- und 
kalten Bade dienten. Am entgegengesetzten Ende lehnte sich das Sta- 
dium an die Umfriedung, im Innern aber wechselten Promenaden zwi- 
schen Bosquets und Platanengruppen mit offenen Turn- und Ringplätzen 
wie Rennbahnen. Einige Beispiele, wie zu Ephesus, Hierapolis und 
Alexandria, lassen ihre Anordnung im Allgemeinen noch erkennen, wenn 
auch die Werke bereits die Kaiserzeit und römische Rückwirkung ver- 
rathen, welche indess nicht so tiefgreifend war wie im Westen, dessen 
Thermen sich hauptsächlich dadurch von den Gymnasien unterscheiden, 
dass bei den ersteren die Uebungsplätze von den Bädern, bei den letz- 
teren die Bäder von den Uebungsplätzen überwogen wurden. 
War der NVetteifer der sich übenden Jünglinge schon_ durch die 
OeHentlichkeit der Gymnasien wesentlich angeregt, so steigerte er sich 
bei den periodischen feierlichen Schauvorstellungen zu einer uns kaum 
mehr verständlichen Höhe. Ein Zweigkranz, eine Quantität Oel, ein 
Dreifuss und andere ähnliche Siegespreise, wie sie in den Festspielen 
von Olympia, Delphi, Nemea, Korinth und Athen gespendet wurden, 
verliehen fast göttliche Ehre, so dass man sogar die Jahre nach den Na- 
men der jeweiligen Hauptsieger von Olympia bezeichnete. Die gymni- 
schen Spiele standen auch hier obenan, höchstens von dem Ross- 
und NVagenrennen an Interesse überboten. Für die fünf Kampfaften der 
ersteren (Pentathlon: Laufen, Springen, Ringen, Faustkampf, Diskos- 
werfen) diente als Kampfplatz das Stadion, ein länglicher Raum von
	        
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