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Hellas.
wurde, und in dem wundervollen Grabdenkmal von S. Remi in Süd-
frankreich aus augusteischer Epoche eines der schönsten Gebilde zeigt,
welche die Ruinen der NVelt überhaupt darbieten.
Von anderen Denkmälern im engeren Sinne, welchen der Charakter
eines Todtenmales fehlt, ist das neuerdings durch Lützow und Hansen
gründlich publicirte Monument am bekanntesten, welches LysikrateS
zur Erinnerung an den musischen Sieg des von ihm dirigirten Knaben-
chors der Phyle Akamantis als Sockel für den als Kampfpreis errungenen
Dreifuss errichtete, ein pseudoperipteraler Rundbau von sehr mässigen
Dimensionen, aber um so edlerer Durchführung des Ornamentes in
den korinthischen Capitälen der Halbsäulen, wie im Gebälk und in der
monolithen Decke, deren prachtvolle Knaufblume einst dem Dreifusse
als Basis diente. Etwas ferner steht dieser Gruppe der sog. Thurm der
Winde des Andronikos Kyrrhestes, dessen monumentale Bedeutung
durch den doppelten Zweck einer Sonnenuhr und Windrose alterirt
erscheint, der aber immerhin durch die oben {Fig 164) abgebildeten
korinthischen Capitäle auch kunstgeschichtlich interessant bleibt.
Seine reichlichste Anwendung fand indess der Säulenbau in den
städtischen Po rt i ken (Stoen) , welche nicht blos die Marktplätze um-
gaben und den Häusern entlang in vielen Strassen sich hinzogen, son-
dern auch mit Bädern, Gymnasien, Palästren, Stadien und Hippodromen
verbunden, ja sogar als ganz selbständige Gebäude hergestellt wurden.
Die Marktplätze tAgoren) konnten freilich nur dann eine systematische
Behandlung und Säulenumfriedung gewinnen, wenn sie nicht, wie diess
wohl bei alten Gründungen der Fall, von zu unregelmässiger Form wa-
ren. Bei jüngeren Städten war darauf Bedacht genommen, die Agora
quadratisch anzulegen und sie mit doppelten Portiken, welche auch
auf der Decke Raum zum Herumwandeln darboten, zu umgeben, wo-
durch der Aufenthalt am Markte bei jeder Witterung ermöglicht ward.
Dass die Ionier den Hauptplätzen den Schutz der Säulenumgänge zuerst
gewährten und diese Sitte über ganz Griechenland verbreiteten, ist in
Rücksicht auf die Weichlichkeit dieses hellenischen Stammes ebenso
glaublich, wie die rasche allgemeine Verbreitung dieser Einrichtung in
der augenfälligen Zweckmässigkeit derselben ihren Grund hat. Das-
selbe gilt von jenen Säulengängen, welche sich den Häuserreihen ent-
lang in manchen Hauptstrassen hinzogen. Von ganz besonderem
Interesse aber sind die selbständigen Stoen, welche mannigfache Com-
binationen verrathen. So scheint die allerdings am Markte befindliche
Stoa poikile (die bunte Halle) zu Athen, die Peisianax, des Kimon
Schwager, erbaut hatte, Kimon selbst aber durch Polygnot und dessen