Architektur.
Die ionischen Denkmäler Athens.
241
eine fast übergrosse Pracht. Nicht genug dass der Canal der Spiralen
verdoppelt ist, wodurch diese eine gleichsam vibrirende Bewegung erlan-
gen, und dass auch die Polsterseiten mehrfach gekehlt und auf den tren-
nenden Stegen mit Astragalen geschmückt sind, ferner dass dem Echi-
nus über dem Eierstab noch ein Bandornament aufgemeisselt ist, es
tritt sogar ein ganz neues, die Ge- '
stalt des Capitäls wesentlich verän- '
derndes Glied hinzu, nemlich ein
mit reichem Palmettenornament be-
deckter breiter Säulenhals. Die
Wirkung dieses wird dadurch be-
sonders wohlthätig, dass sein Orna-
mentschema auch in den Antenca-
pitälen wiederkehren und so die
Harmonie des Ganzen wesentlich
befördern konnte. Die Säulen der
nördlichen Vorhalle zeigen bei et-
was grösseren Verhältnissen noch
grösseren Reichthum, namentlich in
den Basen, deren oberer Torus statt
der ionischen Canelluren in Band-
gefiecht ornainentirt ist. Das Ge-
bälk, dem der Zahnschnitt ebenfalls
fehlt, zeichnet sich durch die grosse
Eleganz der mustergültigen Kyma-
tien aus und war einst durch ein
Friesrelief belebt, das jedoch in
Folge eines Missgriffs in der An-
'bringung bis auf wenige Fragmente
verloren ist. Die einzelnen Figuren
waren nemlich nicht am Friese selbst
gearbeitet, sondern lediglich an den
ebenen Friesgrund angeheftet, und Fig- "31- des
konnten so die Jahrtausende natur-
lich nicht überdauern. Eine der köstlichsten Perlen in dem kostbaren
Schmuck des Erechtheions endlich ist die sog. Koren- oder Karyatiden-
halle an-der Südwestecke welche statt der Säulen jungfrauengestal-
ten als Stützen der flachen Marmordecke enthält, zu welchen wohl die
korbtragenden attischen Mädchen bei den Panathenäen ( Parthenon-
fries) das Vorbild dargeboten haben, wesshalb man sie auch passend
REEER. Gesch. d. a. Kunst. 1 ö