Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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vollendet wurde. Derselbe war, wie der beifolgende Plan nach Botti- 
cher's Restauration (Fig. 15g) lehrt, ein Doppeltempel mit noch "weiteren 
Anhängseln, welche, da deren Localität fest angewiesen war, umso- 
weniger eine vollkommen symmetrische Anlage erlaubten, als überdiess 
auch das Terrain Schwierigkeiten bereitete. Wenn daher auch sonst 
Doppeltempel wie die beiden der Leto und des Asklepios, der Aphro- 
dite und des Ares zu Mantineia, oder der des Apollo Karneios und des 
Hypnos zu Sikyon äusserlich sich nicht von einfachen LIHtGTSClIlCClCH, 
indem bei gleichheitlicher Theilung in der Mitte die Zugänge an beiden 
Seiten angebracht werden, so musste hier der verwickelteren Cultcombi- 
nation wie des Terrains wegen auf eine normale Anordnung verzichtet 
werden, jedoch keineswegs zum Nachtheile des Ganzen, indem gerade 
dadurch zur architektonischen Vollendung des Werkes ein malerischer 
Reiz hinzutrat, welcher sonst den einfachen Tempelbauten des helleni- 
schen Alteithums mit ihren ungegliederten Langseiten fehlte. An der 
Hauptfronte (gegen Osten) stellte sich das Gebäude als ein Prostylos 
hexastylos dar, durch dessen Säulenhalle (a) man zu der nahezu quadra- 
tischen Cella der Athene Polias  welche etwa die Hälfte des ganzen 
Naos einnahm, gelangte. Zur andern Cella gelangte man durch eine an 
der Nordseite gegen die Nordwestecke hin angebaute geräumigere te- 
trastyle Säulenvorhalle  jedoch nicht unmittelbar, indem man zu- 
nächst in die corridorartige Pandrososcella  eintrat, von welcher erst 
vier weitere Eingänge zu ebenso vielen verschiedenen Räumen führ- 
ten; der nächste  Wahrscheinlich zur Butadencapelle aufwärts, der 
folgende (h) vermittelst einer kleinen Treppe zur Poseidonkrypta ab- 
wärts, der dritte  ebenfalls abwärts zu einem Corridore, durch welchen 
man in die Crypta unter der Athene-Poliascella gelangte; der letzte 
Durchgang aber, Welcher der Vorhalle (e) gegenüber lag, führte zur sog. 
Korenhalle (f Diese compliciite Anordnung war wesentlich bedingt 
durch die altgeheiligten Cultstätten, wie die Male des Streites zwischen 
Poseidon und Athene um den Besitz von Athen, nemlich die Eindrücke 
des Dreizacks mit dem von Poseidon aus dem Felsen hervorgeschlage- 
nen Salzbrunnen und der von Athene demselben Felsen entlockte Oel- 
baum, dann das Grab des Kekrops u. s. w., ausserdem aber durch die 
Unebenheit des hier stark abfallenden Terrains. 
Von dem Inneren hat sich indess wenig erhalten, umsomehr da- 
gegen von dem Aeusseren, das in seiner ganzen Gestalt so ziemlich 
zweifellos ist. Die Säulen der östlichen Vorhalle (Fig. 161) wie die 
Halbsäulen der _mit Fenstern versehenen westlichen Schmalseite, im 
Uebrigen einfach wie die übrigen attischen, entfalten in den Capitälen
	        
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