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Hellas.
hundert fum 470 V. Chrf) nach jenen an die Stelle eines uralten durch
die Perser zerstörten Cultbaues trat, nemlich von dem Tempel des di-
clymäischen Apollo bei Milet. Von Päonios aus Ephesos und Daphnis
aus Milet erbaut erreichte dieses gewaltige Werk, ein Dipteros dekasty-
los (d. h. bei doppeltem Säulenkranze zehn Säulen in der Fronte zei-
gend), 91 M. in der Länge und 49 in der Breite. Die sehr schlanken, nem-
lich o1]? Durchmesser (19 in der Höhe messenden und sehr eng
(1 V2 Durchmesser Abstand) gestellten Säulen, mit Basen, deren Hohl-
kehle sich bereits in zwei gliedert und überdiess noch einen quadrati-
schen Plinth unter sich nimmt, während der Torus die Canelluren ver-
schmäht (Fig. 154„ zeigen im Capitäl noch die archaische Geradlinigkeit
des Canals zwischen den Spiralen, während im Architrav die sporadi-
sche Vereinfachung der drei Streifen zu nur zweien erscheint. Das In-
nere war mit Pilastern geschmückt, deren Capitäle, welche durch
kleine hornartige Voluten ihren ionischen Charakter aussprechen, in
ihren Flächen mit reichem Rankenornament geschmückt sind. Zu
beiden Seiten des Eingangs aber befand sich statt der Pilaster je eine
Halbsäule mit korinthischem Capitäle, von welchem bei Behandlung
dieser Ordnung unten noch die Rede sein soll. Der kolossale Tempel
angeblich der Kybele zu Sardes, dessen Reste jedoch sehr gering sind,
scheint ungefähr derselben Zeit anzugehören und mit dem Didymäon
einige Verwandtschaft zu verrathen.
Aus der Mitte des vierten Jahrhunderts stammt der Tempel der
Athene Polias zu Priene, vom Architekten Pythios, der sein Werk eben-
falls in einer besonderen Abhandlung beschrieben, erbaut und von
Alexander dem Grossen geweiht. Ein Peripteros hexastylos wie die
meisten hellenischen Tempel, und ebenso von normalen Dimensionen
(35 : 19 M. messend), wenn auch das Verhältniss von Länge zur Breite,
wie gewöhnlich bei den ionischen Tempeln im Gegensatze zu den dori-
rischen Peripteren, sich insoferne anders gestaltete, als die Länge, statt
die doppelte Breite noch zu übertreffen, hinter derselben zurück blieb,
zeigte dieser Tempel schon in seinen Basen (Fig. 155) eine schönere
Ausladung nach unten nebst der Eigenthümlichkeit, die Canelluren des
Torus, die am Didymäon ganz fehlten, auf die untere Hälfte zube-
schränken, was man jedoch nicht als Zeichen des Unvollendetseins hätte
betrachten sollen, indem es vielmehr seinen Grund in dem Nachtheil
hatte, welchen die allseitige Canellur wegen des mangelnden Wasser-
ablaufs aus den oberen Furchen nach sich zog. Der Canal des Voluten-
gliedes ist in der Frontemitte schon entschieden nach unten geschwellt,
die Ornamente werden reicher und namentlich die Sima mit ihrem