Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Ilellas. 
Dass dabei das Vorkragcn der nächsten läallqenlzigen über die unteren 
schon im Oriente üblich war, zeigen wenigstens die persischen Reste, 
wie der Dariuspalast  78) und die Felsenfagade des Dariusgrabcs 
(Fig. 77). Der Abschluss des Epistyls wird wieder, wie der jedes Glie- 
des, soweit noch ein weiteres darauf gelegt ist, in rein hellenischer Weise 
durch ein lesbisches Kyma mit daruntergesetztem Astragal gebildet, 
welches letztere manchmal auch jeden Abstufungswinkel des Epistyls 
schmückt.   
Der darauf folgende Fries lZophoros, Bildträgcrl ist abermals ganz 
griechische Einschiebung; denn die orientalischen Gebälkformen sind 
stets zweitheilig und können nur so sein, weil sie nur zwei Bauglieder zu 
repräsentiren haben, nemlich die Säulenverbindung durch den Architrav 
und die mit der Decke zusammenfallende Horizontalbedachung. In Hel- 
las, wo das Giebeldach von der Horizontaldecke sich trennte, und da- 
durch am Säulenhaus drei Deckungs- und Dachglieder entstanden, 
musste sich diese Dreitheiligkeit auch im Gebälke aussprechen. _In welch' 
sinnvoller Weise diess im dorischen Styl geschah, dessen Gebälk wir 
als den monumental und decorativ versteinerten Ausdruck der con- 
structivcn Balkenlagen erklärten, haben wir oben gesehen; wir finden 
aber die dort consequente naive Art hier nicht wieder. Denn das zweite 
Glied sollte der Horizontaldecke entsprechen, deren Symbol (Zahn- 
schnitt) jedoch in rein spielender Weise höher hinaufgerückt erscheint. 
Der Fries nemlich wird hier, wohl mit veranlasst durch den Schmuck 
der dorischen Metopen, als reines Zierglied behandelt und zwar in fort- 
laufender Reliefbildunggweil die Zwischenräume zwischen den kleinen 
Deckenhölzern, deren Enden der Stärke der Architravhölzer analog 
neben den durch die Triglyphen repräsentirten verschwindend sind, der 
Bildnerei keinen Raum boten. 
Die Köpfe der stangenartig schwachen aber darum auch dicht ge- 
reihten horizontalen Deckbalken werden also von dem sog. Zahn- 
schnitt repräsentirt, welcher auch an den persischen Monumenten (vergl. 
die oben angezogenen Abbildungen), aber hier noch an richtiger Stelle 
erscheint, dort wie auch an den altlykischen Denkmälern noch etwas 
kräftiger ist und sonach wohl der mesopotamischen Tradition noch näher 
steht. Im ionischen Styl tritt er seiner Lage und Verkümmerung nach 
schon als reines Ornament auf, wie auch das daraufgelegte Kran zge- 
Simse im Vergleiche mit dem dorischen schwächlich und ohne Bezie- 
hung auf die Sparrenlage ist, auf welche übrigens auch das orientali- 
sche Vorbild nicht hinweisen konnte. Die gewellte und mit Palmet- 
ten geschmückte S ima mit den Löwenköpfen als Wasserspeiern ist der
	        
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