Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
solches Ausladungsglied unentbehrlich sei und legte daher den Echinus 
unter, während das Spiralenglied den Uebergang von dem kreisför- 
migen Säulenende zum Oblongtim des Gebalks ebensosehr vertreten 
konnte, wie die kräftige Platte des dorischen Capitäls, welche desshalb 
auch an der ionischen Säule zu einem dünnen Plättchen mit Kymaprohl 
und sculpirtem Herzblattornament zusammenschrumpfte. Das Voluten- 
glied besteht in hellenischer Ausbildung aus einem elegant geschwun- 
genen Polster, der länger als tief gedacht seine beiden Enden in stramme 
Rollen einzieht, welche in der Mitte (oder mehrfach) durch bandartige 
Umschnürungen zusammengehalten scheinen und so an der Fronte wie 
dem Innern zu ihr Profil, die Spiralen, nach den beiden andern Seiten 
aber jenen Rollenwulst zeigen (Fig. 150). Aus dieser zweiseitigen Gestalt 
ergab sich aber für den Peripteros eine Schwierigkeit, Welche ebenso 
wie die an den Ecken ähnliche Verlegenheiten bereitende Triglyphen- 
und Metopeneintheilung des- dorischen Tempels beweist, dass auch dieser 
Styl nicht für den Peripteros und an demselben, sondern am Anten- 
tempel erfunden wurde. Denn da man naturgemäss die schmuckere, die 
Spiralen zeigende Seite nach aussen kehren wollte, hatte man an den 
Langseiteil nur die Wahl entweder hier durchgängig darauf zu verzichten 
und sich mit der Polsteransicht zu begnügen oder dem Eckcapitäl eine 
Zwittergestalt aufzuzwängen, welche die Spiralenseite wie die Rollen- 
Seite an zwei anstossenden statt an den correspondirenden Seiten zeigte. 
Dadurch verlor das Eckcapitäl nicht blos seinen Sinn wie seine Har- 
moniemit den übrigen, sondern auch seine Wohlgestalt an und für sich, 
indem sie der gestellten Anforderung nicht ohne einen empfindlichen 
Mangel genügen konnte, weil die zwei an der Ecke ancinandergränzen- 
den Spiralen sich gegenseitig schneiden mussten und so in voller Aus- 
führung unmöglich wurden. Es gab daher keinen anderen Ausweg, als 
die beiden Spiralen an der Ecke in diagonaler Linie nach auswärts zu 
drehen, was allerdings die Missgestalt des Capitäls vollendete und auch 
von keiner Seite völlig unbemerkt bleiben konnte. Als eine schwache 
Stelle des ionischen Capitäls ergaben sich auch die Spiralwinkel über 
dem Echinus, welche man in einer etwas leichtfertigen Art durch einge- 
setzte Blumenranken buchstäblich zu verblümen suchte; von unten war 
indess, weil der kreisförmige Echinus namhaft über die Volutenfronte 
vortrat, davon wenig zu gewahren.  
Auf den verkümmerten Abakus, von welchem bereits die Rede 
war, legte sich dann das Gebälk, an dem wieder zwei Dinge mit Be- 
stimmtheit hervortreten, erstlich die Reminiscenz an das Holzgebälk 
und zweitens die orientalische Herkunft gewisser Motive. Das Epistyl
	        
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