Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Architektur. 
Die erhaltenen dorischen Denkmäler 
Höchste Vollendung. 
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an den Antencapitäleil treten die in der vorigen Periode wieder abge- 
streiften ionischen Elemente mit zunehmender Entschiedenheit auf. 
Die glänzendsten Beispiele dieser Periode bieten der sog. Theseus- 
richtiger Heraklestempel und der Parthenon auf der Akropolis nebst 
den fast gleichzeitig gebauten Propyläen der Akropolis dar. Der erstere 
(vgl. Fig. 128), eigentlich als der Vorläufer der Vollendung zu betrach- 
ten, verräth noch einige archaische Spuren, etwas zu schlanke Trigly- 
phen, zu starke kleinere Glieder, namentlich Tropfenregulen, etwas 
schwere Blattwellen. Im Innern sind die ionischen Elemente stark ver- 
treten: ausser den Lacunarien und Antencapitälen zieht sich statt des 
dorischen Gebälks an den Cellawänden des Pteromas ein ionischer Zo- 
phoros mit Herzblattleisten und Astragal unten wie oben hin. Die or- 
namentale Malerei aber wuchert selbst über das Capital (Fig. 13g) herab, 
das ein ionisirendes Blattmuster trug und bemächtigte sich auch aller 
Wände, während die Innenseiten der Cella sich für Gemälde zugerichtet 
erwiesen. Die frühzeitige Umwandlung des Tempels in eine Kirche hat 
auch denselben in seltener Vollständigkeit erhalten. 
Der Parthenon übertrifft den Theseustempel an künstlerischer Voll- 
endung noch weit und ist der Intendanz eines Phidias ebenso würdig, 
wie der plastischen Ausschmückung durch seine Hand und aus seinem 
Atelier (wovon in dem Abschnitte über griechische Plastik). Sein Ar- 
chitekt Iktinos aber durfte sein Werk als so hoch über allen gleichzei- 
tigen stehend und für so mustergiltig halten, dass er eine besondere 
Schrift darüber publicirte, welche von Vitruv zwar erwähnt, aber nicht 
im Zusammenhang benutzt worden ist. Die Dimensionen dieses okta- 
stylen athenischen F esttempels waren sehr bedeutend, an der oberen 
Krepidomakante 30 : 68 M. betragend und auf dem erhabenen Standort, 
dem steilen Felsen der Akropolis, durch eine entsprechende Höhe auch 
in die Ferne imposant wirkend. Die trotz des räumigen Areals mög- 
lichst knappe Anordnung des Planes zeigt die Säulenabstände nament- 
lich an den Fronten bei einem Intercolumnium von wenig über einen 
Durchmesser, wie auch in dem nicht völlig 11,72 Durchmesser breiten 
Pteroma aufs Aeusserste reducirt. Ebenso hatten Pronaos und Opistho- 
domvorraum, welche die Antenbildung verschmäht und dafür eine pro- 
style durch Vergitterung abgeschlossene Säulenfronte angenommen 
hatten, nur den vierten Theil ihrer Breite zur Tiefe. Das so übrigblei- 
bende namhafte Innere aber war in zwei ungleiche hypäthrale Theile 
geschieden, in die eigentliche Cella und in das als Schatzkammer die- 
nende Opisthodomgemach, von welchen der erstere bedeutend grössere 
Raum durch zwei gedoppelte Säulenreihen in drei Schiffe gegliedert
	        
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