Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

Architektur. 
Die erhaltenen dorischen Denkmäler. 
Archaische Periode. 
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Der nächste Fortschritt bestand darin. die an einzelnen Beispie- 
llen um etwas weniges höheren Säulen näher aneinander zu rücken und 
damit zusammenhängend auch die Triglyphen mehr zu strecken, wo- 
durch bei der im Uebrigen, nemlich im Plan wie im Detail, so ziemlich 
gleichbleibenden alterthümlichen Gestalt doch mehr Eleganz, auch 
durch gelegentlich angebrachte ionische Elemente nicht beeinträchtigt, 
zum Vorschein kam. Zu den Werken dieser varchaischenu Periode ge- 
hört der Tempel F auf dem Osthügel von Selinus (Capitälform Fig. 136) 
mit seinen ionisch canelliiten Säulen der Zwischenporticus, auch für die 
Geschichte der Plastik wichtig durch die Metopenreste mitDarstellungen 
von Gigantenkämpfen. Ferner der grosse (unvollendete) Zeustempel 
gleichfalls auf dem Osthügel von Selinus, 110 M. lang und über 50 M. 
breit, und wahrscheinlich, weil mit Säulen im Innern des Naos ausge- 
stattet, hypäthral (Capitälprofil Fig. 137); dann die sog. Chiesa di San- 
sone von Metapontum, von welchem kleinen Tempel jedoch sehr wenig 
erhalten. Hinsichtlich des Artemistempels auf der Hafeninsel von Sy- 
rakus (Ortygia) ist die laliehergehörigkeit zweifelhaft; dagegen bietet 
einmal das eigentliche Hellas ein dieser Periode zuzuschreibendes Bei- 
spiel dar, nemlich in der Tempelruine von Korinth, dessen stucküber- 
zogene Säulen durch geringe Erhaltung leider keine festen Schlüsse er- 
möglichen, aber namentlich in ihrer Capitälbildung alterthümlich sind, 
wenn auch nicht in dem Grade, wie man früher angenommen, als man 
in ihnen das älteste Denkmal dorischen Styles erkennen wollte. Indess 
zeigen die beiden letztgenannten nebst dem unten noch zu erwähnenden 
Athenetempel auf der Insel Ortygia die niedrigsten Säulenverhältnisse, 
indem sich deren unterer Durchmesser zur Höhe verhält wie I :4,27 
(Athene) :4,2g (Artemis; :4,32 (Korinth). 
Mit dem Zeustempel von Selinus war der Anfang einer Reihe von 
Kolossalwerken gemacht worden, in welchen das nun genügend ge- 
schulte architektonische Vermögen sich auch quantitativ geltend machen 
wollte. Der hexastyle (in der Fronte sechssäulige) Tempel erhebt sich 
zuweilen zum oktastylen (achtsäuligen), welcher zwar grössere Cellen- 
räumlichkeit ermöglichte, diese jedoch, obwohl Pronaos und Opistho- 
dom sich jetzt in einer Saulenstellung vin antiSu öffneten, noch immer 
nicht auf das höchste Maass brachte, indem man sich noch nicht ent- 
schloss, die Pteromabreite zu schmälern. Die Säulen werden kürzer und 
stämmiger, verjüngen sich und.schwellen weniger und werden dichter 
aneinander gerückt. Die Sonderbehandlung des Säulenhalses durch 
Einkehlung wurde weggelassen und der Echinus strammer ausladend 
und steiler gebildet. Charakteristisch für diese Entwicklungsstufe sind
	        
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