Architektur.
Jrische Peripteros.
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dieser exacten Uebereinstimmung zwang. Ferner liess die Decoration
der Unterfläche das ursprüngliche Vorbild eben so deutlich erkennen,
wie im Fries die Triglyphenbildung; man findet ncmlich die Sparren-
köpfe noch durch die Imitation der vielfach durch Nägel (18 an der
Zahl) angehefteten Dielenstücke (Mutuli) charakterisirt, welche in ihrer
Behandlung den Tropfenleisten verwandt sind. Wie sich aber die Tri-
glyphen im Steinbau verdoppelten, so geschah diess auch bei den Muttili,
ja man brachte sogar je ein solches hängendes Dielenstück noch über
jede Metope an, indem man freilich diese weitere Vermehrung anfangs
nur mit Stücken von halber Breite versuchsweise begann. Dadurch
gliederte sich das Ganze in wohlthätiger Weise reicher, je weiter der
Bau aufwärts stieg, indem auf eine Säule zwei Triglyphen und vier
Mutuli trafen. Bemerkenswerth ist noch, dass, um die Decoration durch
Allseitigkeit noch harmonischer zu machen, diese Mutuli auch an Fronte
und Rückseite angebracht Wurden, was sammt der Schrägneigung des
Kranzgesimses an diesen beiden trauflosen Seiten als eine von jenen
Concessionen zu betrachten ist, welche man der genetischen Bedeutung
des Gliedes entgegen der monumentalen Erscheinung des Ganzen ma-
chen zu müssen glaubte (vgl. Fig. 128).
Das Geison, nach vorne von einfach senkrechtem Profil, schliesst
mit dem sog. dorischen Kymation ab, ein dem Hohlkehlengesimse
Aegyptens und Mesopotamiens verwandtes Bekrönungsglied, dessen
Proül auch durch die aufgemalte Blattbemalung sich erklärte. Das
leichte Ueberneigen der oberen Blattenden sprichtdas Abschliessende
und nicht weiter oder nur mehr wenig Belastete des obersten Bekrö-
nungsleistens in ansprechendster NVeise aus. Der darüber gesetzte Rinn-
leisten (Sima) zeigt dann ein schöngeschwungenes Wellenprofil, das an
den Langseiten, wo indess die Sima häufig sich auf die Eckansätze be-
schränkt, durch Löwenköpfe unterbrochen wird, die jeder Säule ent-
sprechend angebracht als Wasserspeier aus durchbohrtem Rachen das
Wasser über die Stylobatstufen hinausschleudern sollten.
Die Deckung endlich War wenigstens in der besten Zeit durch mar-
morne Platten und Hohlziegel erwirkt, von welchen die ersteren an den
zusammenstossenden Längsränciern so aufgekrempt gearbeitet waren,
dass auch unter dem daraufgesetzten Hohlziegel weg kein Regenwasser
eindringen konnte; die letzteren waren am First und Traufenende durch
Palmettenkronen (Antefixa) geschmückt. Besonders ausgezeichnet war
noch der "Giebel durch drei Zierden (Akroterien), welche auf besonderen
Sockeln, am First und an den beiden Ecken aufgestellt wurden und
Wohl auf einen alten vorderasiatischen Gebrauch zurückgehen. Den