202
Hellas.
nicht blos zulässig, sondern sogar räthlich findet, wie es aber unter den
erhaltenen Denkmälern nur an einem, dem sog. Demetertempel. von
Pästum, wirklich auftritt. Man musste also suchen, diese Störung der
Symmetrie thunlichst auszugleichen, indem man einerseits die äusseren
Metopen um ein weniges breiter herstellte, anderseits aber die beiden
äusseren Säulen namhaft näher stellte, was der Beobachtung aus dem
Grunde leichter entgehen konnte, weil der dunkle Hintergrund der Cella
die Intercolumnien der mittleren Säulen in dem Maasse geringer er-
scheinen liess, als die freie und lichte Durchsicht zwischen den äusseren
Säulen sie hier zu vergrössern schien. Es blieb jedoch mit den Ecken
trotz aller Ausgleichungsverstiche immerhin noch einige Schwierigkeit
übrig, welche nicht gering anzuschlagen ist und auch im Alterthume
nicht unterschätzt wurde, wie aus dem Umstande hervorgeht, dass be-
rühmte Architekten Griechenlands, die Vitruv IV, 3 aufführt, desshalb
den ganzen Styl verwarfen und den ionischen verzogen. Die völlige
Unlösbarkeit dieses Missverhältnisses weist auch darauf hin, dass das
Triglyphenschema nicht für den Peripteros erfunden, sondern diesem
nur angepasst werden sei.
Die Metopen, die wir als ursprünglich offene Balkenzwischen-
räume (lntertrabien, wie man den Intercolumnien analog sagen" könnte)
kennen gelernt haben, wurden aus schon angegebenen Gründen jetzt
durch leichte Steintafeln innen und aussen geschlossen, die Weihege-
schenke aber, welche man vorher muthmasslich dort nicht ohne deco-
rative Absicht aufgestellt hatte, verwandelten sich jetzt in Reliefbild-
werke, die dem ganzen Gebälke zum höchst bedeutsamen Schmucke
dienten. Ein fortlaufender Bandleisten von einer dem unterhalb der
Triglyphen sich hinziehenden ähnlichen Behandlung schloss dann die-
sen F ries bekrönend ab, ohne dass jedoch dessen Gemeinsamkeit das
Individuelle der Triglyphenerscheinung aufgehoben hätte, indem man
nemlich jeder Triglyphe wie Metope erst noch einen besonderen Be-
krönungsleisten gab.
Das Geiso n endlich, das abschliessende Hauptgesimse behielt die
Reminiscenz an den ursprünglich zu Grunde liegenden schützend vor-
springenden Dachkranz zunächst in dem schräg abwärts gerichteten
Unterschnitt des V orsprunges ausgesprochen, welcher unmöglich als
für den Steinbau erfunden gedacht werden kann, da hiebei naturgemäss
die Ausladung schräg aufwärts profilirt werden musste. Dass die ab-
wärts geneigte Linie später nicht mehr genau mit der Richtung der
Sparrenlage übereinstimmte, kann nicht als Argument gegen den zu
Grunde liegenden Gedanken dienen, da ja im Steinbau nichts mehr zu