Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
nicht blos zulässig, sondern sogar räthlich findet, wie es aber unter den 
erhaltenen Denkmälern nur an einem, dem sog. Demetertempel. von 
Pästum, wirklich auftritt. Man musste also suchen, diese Störung der 
Symmetrie thunlichst auszugleichen, indem man einerseits die äusseren 
Metopen um ein weniges breiter herstellte, anderseits aber die beiden 
äusseren Säulen namhaft näher stellte, was der Beobachtung aus dem 
Grunde leichter entgehen konnte, weil der dunkle Hintergrund der Cella 
die Intercolumnien der mittleren Säulen in dem Maasse geringer er- 
scheinen liess, als die freie und lichte Durchsicht zwischen den äusseren 
Säulen sie hier zu vergrössern schien. Es blieb jedoch mit den Ecken 
trotz aller Ausgleichungsverstiche immerhin noch einige Schwierigkeit 
übrig, welche nicht gering anzuschlagen ist und auch im Alterthume 
nicht unterschätzt wurde, wie aus dem Umstande hervorgeht, dass be- 
rühmte Architekten Griechenlands, die Vitruv IV, 3 aufführt, desshalb 
den ganzen Styl verwarfen und den ionischen verzogen. Die völlige 
Unlösbarkeit dieses Missverhältnisses weist auch darauf hin, dass das 
Triglyphenschema nicht für den Peripteros erfunden, sondern diesem 
nur angepasst werden sei. 
 Die Metopen, die wir als ursprünglich offene Balkenzwischen- 
räume (lntertrabien, wie man den Intercolumnien analog sagen" könnte) 
 kennen gelernt haben, wurden aus schon angegebenen Gründen jetzt 
durch leichte Steintafeln innen und aussen geschlossen, die Weihege- 
schenke aber, welche man vorher muthmasslich dort nicht ohne deco- 
rative Absicht aufgestellt hatte, verwandelten sich jetzt in Reliefbild- 
werke, die dem ganzen Gebälke zum höchst bedeutsamen Schmucke 
dienten. Ein fortlaufender Bandleisten von einer dem unterhalb der 
Triglyphen sich hinziehenden ähnlichen Behandlung schloss dann die- 
sen F ries bekrönend ab, ohne dass jedoch dessen Gemeinsamkeit das 
Individuelle der Triglyphenerscheinung aufgehoben hätte, indem man 
nemlich jeder Triglyphe wie Metope erst noch einen besonderen Be- 
krönungsleisten gab. 
Das Geiso n endlich, das abschliessende Hauptgesimse behielt die 
Reminiscenz an den ursprünglich zu Grunde liegenden schützend vor- 
springenden Dachkranz zunächst in dem schräg abwärts gerichteten 
Unterschnitt des V orsprunges ausgesprochen, welcher unmöglich als 
für den Steinbau erfunden gedacht werden kann, da hiebei naturgemäss 
die Ausladung schräg aufwärts profilirt werden musste. Dass die ab- 
wärts geneigte Linie später nicht mehr genau mit der Richtung der 
Sparrenlage übereinstimmte, kann nicht als Argument gegen den zu 
Grunde liegenden Gedanken dienen, da ja im Steinbau nichts mehr zu
	        
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