Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
der Ausladung erfüllt, überlässt er es der darauffolgenden Platte (Aba- 
kus), die hier als die andere Hälfte des Capitäls von annähernd gleicher 
Stärke ist, während sie an den anderen Ordnungen der grösseren Höhe 
der geschwungenen Rundglieder entsprechend, mehr verschrumpft, den 
zweiten Uebergang von der Kreisform des Schaftes und Echinus zum 
Oblongum des Gebälks zu vermitteln. 
Die Säulen stehen jedoch, wie Cockerell 182g zum erstenmale be- 
merkte, nicht senkrecht, sondern nach innen geneigt. Diess geschah 
aus doppelten Gründen. Erstlich wirkten sie auf diese Weise dem nicht 
ganz unbeträchtlichen Seitenschube namentlich an den Langseiten ent- 
gegen; zweitens glichen sich dadurch die dem Auge unerquicklichen 
Trapeze, wie sie durch die senkrechte Linie der Wände und die schräge 
Linie der verjüngten Säulen entstanden, annähernd zu Rechtecken aus. 
Namentlich an den Ecksäulen erscheint eine Senkrechtstellung der Säu- 
len so empfindlich, dass sie durch den nach oben vermehrten Luftraum 
geradezu den Eindruck des nach oben auswärts Geneigten machen 
würde, und an modernen Bauten, an welchen diess nicht beobachtet 
worden ist, wirklich macht. Die Ecksäulen aber, welche sich in derDia- 
gonalrichtung des Tempelplanums einwärts neigten, mussten natürlich 
die Neigung der ganzen Flucht bestimmen. Die Abweichung von der 
Senkrechten ist jedoch sehr gering etwa ein Hundertfünfzigstel der Säu- 
lenhöhe) und sonach weit entfernt die Innenseite der Säulen in eine 
senkrechte Linie zu bringen, was sie auch nicht in der Erscheinung be- 
wirken soll, da es vielmehr nur beabsichtigt war, das durch optische 
Täuschung sich ergebende Uebermaass der Contractur innen aufzuhe- 
ben. Bewirkt wird diese Neigung durch die unregelmässige Herstel- 
lung des unteren Schaftcylinders, welcher innen niedriger als aussen, 
d. h. so gebildet wurde, dass die Unterfläche nicht exact kreisförmig, 
sondern elliptisch erscheint, während alle anderen Schafttrommeln als 
vollkommene Cylinder aufgeschliffen wurden, also in der durch das un- 
tere Schaftstück erwirkten Neigung beharrten (Parthenon). Alle be- 
rührten sich nur am Kreisrande und in der Mitte, wo sie dann durch 
einen Holzdübel, von welchen jetzt zwei vom Parthenon bekannt sind, 
drehbar verbunden wurden, was einerseits die genaue Verbindung durch 
Zusammenschleifen erleichterte, anderseits aber die Stützfahigkeit nicht 
verminderte, da ein blos peripherisches Auflager dem der ganzen Kreis- 
fläche in dieser Beziehung gleich ist. 
Die Steinbalken des Ep istyls (Architravs) spannten sich von 
einem Säulenmittelpunkt zum andern. Bei grossen Dimensionen be- 
standen sie aus mehreren nebeneinander gelegten Stücken, welche jedoch
	        
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