Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Furchen, welche durch scharfe und nach oben zunehmend schärfere 
Kanten (Stege) von einander getrennt werden.  
Diese Canelluren wurden, wie unvollendete Tempel lehren, erst 
ausgeführt, wenn der letzte Stein des Baues versetzt war, um das Ab- 
splittern der scharfen Stege beim Versetzen der einzelnen Schaftcylinder 
und überhaupt Beschädigungen derselben während des Baues zu ver- 
hüten. Nur an dem Capitälstück selbst war ihr Ansatz hergestellt, nach 
welchem man zuletzt das Uebrige herablothete. Um aber bei diesem den 
letztangeführten Uebelstand zu Vermeiden, musste man an seiner Un- 
terfläche einen Schutz anbringen, so dass die scharfen Kanten die Ober- 
flache des letzten Cylinders nicht berühren konnten, nemlich durch ein 
kaum merkbares Zwischenglied von geringerer Peripherie, oder durch 
Abschrägung der ganzen Berührungskante. Da es dem Griechen bei 
seinem lebhaften Gefühl für das Structive und den engen Anschluss 
alles Ornamentalen an dieses ferne lag, auch nur dieses kleine Erfor- 
derniss zu maskiren, zu verstreichen oder sonst unsichtbar zu machen, 
so markirte er es vielmehr noch deutlicher, indem er die Einkerbung 
über N othwendigkeit verstärkte, besonders profilirte und selbst in mehr- 
fachen Ringeinschnitten wiederholte. Dadurch trennte sich das obere 
Schaftende trotz der gleichmässig fortgeführten Canelluren bestimmt 
vom übrigen Schafte ab und verband sich als Säulenhals (Hypotrache- 
lium) vermittelnd mit dem Capital. 
Dieses begann seine Ausladung mit mehren Reifen (Anuli), welche 
zunächst die Trennung des Schaftes und des Capitäls anzeigen. Ob 
diese aus den Bändern des ägyptischen Säulenhalses sich entwickelt 
oder aus einem andern Gedanken entsprungen sind, wie z. B. Krell hier 
den wiederholten Kelchblattkranz einer Blume sieht, wird schwer zu 
entscheiden sein. Sie sind nicht unter den Capitälwulst gelegt, sondern 
schon an diesen selbst, und folgen sonach in concentrischer Erweiterung 
dem herrlichen Profil des Echinus. Dieser erreicht unter den bekannten 
Capitälformen durch die maassvollste Erfüllung seines Wesens als eines 
ausladenden Ueberganges, durch seine Verhältnisse der Ausladungs- 
winkel und namentlich durch die ausdrucksvolle Schwellung, welche 
anfangs kaum merklich, dafür an ihrem oberen Ende um so entschie- 
dener abrundet, die höchste ästhetische Vollkommenheit. Elastischer 
wie die einfach geradlinige, kräftiger wie die concave Ausladung spricht 
er die Einspannung dieses Gliedes in der befriedigendsten Weise aus, 
nicht blos den Contrast der senkrechten und horizontalen Geraden ver- 
söhnend, sondern auch den Charakter des Nachgebenden und Wider- 
standsfahigen zugleich zur Schau tragend. Indem er aber die Function
	        
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