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Hellas.
rühmten Verfassers des "Stile gehört, hindert uns jedoch nicht, bei der
Annahme der vorausgängigen Entwicklung des Anten- und des pro-
stylen Tempels zu verharren, welche zugleich als Vorübung im Säulen-
bau betrachtet werden können, deren der griechische Peripteros eben-
sosehr bedurfte, wie die ägyptischen Tempel der thebaischen Glanzzeit
jener in den Gräbern von Benihassan.
Der griechische Peripteros gestaltete sich aber in folgender Weise:
das ganze Säulenhaus erhob sich auf einem mehrstufigen Unterbau
(Krepidoma), dessen Kern (Stereobat) mit theilweiser Benutzung der
natürlichen Bodenerhöhung zum Theil massiv gemauert, zum Theil
durch Schuttausfüllung hergestellt war. Seine Stufen waren jedoch ihrer
Höhe wegen nicht gangbar, sind auch keineswegs als Treppe zu ver-
stehen, welche rings um den Tempel keinen Zweck gehabt hätte, ja
sogar zweckwidrig gewesen wäre, da ja im Krepidoma ein isolirendcs
Element lag; man wollte damit eine terrassirte Erhebung erwirken, wie
sie in übertriebener Weise der mesopotamische Tempelzeigte, dort frei-
lich so, dass die Erhebung zum Erhobenen in keinem Verhältnisse mehr
stand, während hier die wenigen und mässigen Stufen, die sich bei
grösseren Dimensionen nicht in der Zahl, sondern nur in der Höhe ver-
änderten, um stets proportional zu bleiben, ihre Bedeutung als empor-
tragender Unterbau ohne Ueberschreitung aussprachen. Auch würde
eine allseitige wirkliche Treppe eine pyramidale Wirkung gemacht ha-
ben, die nur oben im Giebel am Platze war, während an der Base die
horizontale Linie recht kräftig und wiederholt ausgesprochen werden
sollte. Zum Behufe des Emporsteigens zum Tempel waren daher nur
an der Fronte kleine Mittelstufen eingelegt.
Auf der obersten Stufe, dem Stylobat (Säulenfusse), welcher zu-
gleich die gemeinschaftliche Base für alle basenlosen und dadurch den
Gedanken an vereinzelte Selbständigkeit und Function ausschliessen-
den Säulen war, hoben sich die kräftigen Säulenstämme, deren verhält-
nissmässig geringe Abstände um so leichter genügen mochten, als keine
Basen den Durchgang noch mehr verengten. Die Schäfte erleiden die
doppelte Modification der Verjüngung (Contractur) und Schwellung
(Entasis), von welchen die erstere in dem naturgemässen Einziehen und
Verengen aller aufstrebenden wwachsendenu Dinge ihr Vorbild und auch
structiv darin ihren Grund hat, dass Alles unten einer grösseren Kraft be-
darf wie oben, während die andere wohl mehr optischen Anforderungen
(wovon später) entgegenkömmt als für sich selbst die dem Stamme in-
newohnende Spannkraft anzeigen soll. Die Schäfte sind wie erwähnt
canellirt und zwar in annähernd elliptischem Profil, gewöhnlich in zwanzig