194
Hellas.
elastischen Mittelgliedes, stark genug um dem Drucke kräftigen Wider-
stand zu leisten, am meisten für sich haben. Bötticher bringt diese Form
mit dem vegetabilischen Ornamentleisten, welcher sein Profil einem ganz
umgebogenen und mit der Spitze seine Wurzel berührenden Blatte ver-
dankt (wovon später) in Zusammenhang; Krell dagegen ist der umge-
kehrten Ansicht, dass der Gedanke an aufwärtsstehende und nach innen
eingebogene Blätter (nach Art der Herbstzeitlose) dieser Gestalt- zu
Grunde liege. Gewiss ist, dass der dorische Echinus manchmal einen
aufgemalten Blätterkranz zeigt, welchen der ionische Echinus in der
dem Ionismus eigcnthümlichen Umwandlung der blos gemalten Orna-
mentschemata in's Plastische übertragen enthält; ungewiss aber bleibt,
0b die Form durch die Decoration entstand, oder umgekehrt hier die
Decoration sich der schon bestehenden, allerdings an die Blattleisten
erinnernden Form anschmiegte, und es ist daher möglich, dass die Echi-
nusform sich lediglich durch eine ästhetische wie praktisch-zweckmäs-
sige Abrundung der scharfen Kante des obern Randes anbahnte, an
welche sich erst die leise Schwellung des Echinuskörpers selbst anschloss.
Von einer Basis aber nahm man wenn nicht ursprünglich so doch früh-
zeitig Abstand, indem man die obere Krepidomastufe als Stylobat (Säu-
lenfuss) und als die gemeinsame Basis betrachtete.
Es scheint, dass man die Anwendung dieser dorischen Aussensäule
von Tempeln auch in Griechenland in der beschränkten Weise begon-
nen habe, wie wir sie an den Kapellen in Mesopotamien, Phönikien und
an den Felsengräbern von Aegypten und Kleinasien gefunden haben,
nemlich mit Einstellung von zwei Säulen in die offene Frontseite, d. h.
zwischen die beiden vorspringenden Längswandecken (Antente m-
p el). Diess nöthigte noch zu keiner Veränderung der Gebälkebildung,
im Gegentheile wurde dadurch dem schwebenden horizontalen Deck-
balken der Fronte eine sehr förderliche Unterstützung zu Theil, deren
er bei zunehmender Breite und Belastung durch die Weihegeschenke im
Giebelfelde wohl bedürfen mochte. Der nächste Entwicklungsschritt war
die Verkürzung der Seitenwandvordertheile (Parastaden) und das An-
bringen von zwei Ecksäulen an deren Stelle, wodurch die Fronte nur
aus Säulen bestand und der prost yle Tempel gebildet ward. Dieser
Fortschritt hatte mehrere Aenderungen in unabweislichem Gefolge.
Erstlich gab er die Veranlassung zu einem besondern Verschluss des
Celleninnern (Naos), wodurch der Säulenraum der Fronte den Charak-
ter einer Vorhalle (Pronaos) gewann und erst eine besondere Thüre nö-
thig wurde, deren Convergenz zum Zweck der Verkürzung des Sturz-
blockes natürlich, deren Rahmenausbeugung an den obern Ecken aber