Architektin.
Aelteste Culträumc.
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auch auf alle vorspringenden in steiler Abschrägung hergestellten Glie-
der übertrug. Man konnte sich daher mit dem sanftansteigenden Giebel-
dach begnügen, das in seiner F ront-Ansicht dem Umriss eines Adlers
mit ausgebreiteten Fittigen ähnlich, auch den Namen Aetos (Adler)
erhalten hat. Die Sparrenbalken bedurften aber eines Auflagers von
Holz, da man sie der nöthigen Verkämmung oder Verzapfung wegen
nicht unmittelbar auf die Wände legen konnte, und überdiess auch dem
Firste, d. h. dem Punkte, wo sich jedes Sparrenpaar berührte, eine
senkrechte Stütze unterzustellen war, wodurch sich eine horizontale
Balkenlage unterhalb der Sparren als nothwendig erwies. Diese aber
musste mit der Sparrenlage zusammenhängend so angeordnet werden,
dass ein untergelegter Horizontalbalken jedem Sparrenpaar entsprach und
war somit nach der Breite des Oblongums derart zu legen, dass die bei-
den Enden auf beiden Längswänden auflagen. Zwischen Horizontalbalkcn
und Sparren muss zum ZWCCk der Verbindung noch eine Pfette angenom-
men werden, die sich namentlich auch im Steinbaue ausspricht. Auf die-
ses Horizontalgebalke legte man, um den Einblick in das Dachgerüst zu
verhindern, eine Verschalung von Dielen, wodurch sich unter dem Dache
die selbständige Decke vollendete und zugleich dadurch, dass diese Ver-
schalung nicht unterhalb, sondern oberhalb der Balkenlage angeheftet
war, die Lacunarbildung anbahnte.
Beide Theile, die Horizontaldeeke wie das Sparrendach, mussten
sich auch nach aussen geltend machen, und zwar zunächst so, dass das
letztere, als die Traufe bildend, über die erstere etwas vortrat, wie es
des Wasserablaufes und des Mauer- und Gebaudeschutzes wegen bei
fast allen Culturvölkern der Erde gewöhnlich war und noch ist. Da die
obere DachHäche natürlich für die Abführung des Regens in irgend
einer Weise geschlossen hergestellt werden musste, so war es nahelie-
gend, dass dies an den vorspringenden Sparrenenden und zwar allseitig
geschah. Anders verhielt es sich mit den durch die letztem geschützten
Enden der Horizontalbalken der Decke, welche aus zwei Gründen nicht
durch eine fortlaufende Diele verschalt wurden. Erstlich gestattete das
tektonische Gefühl der Griechen nicht das Structive zu verhüllen, wo
diess nicht durch irgend eine praktische Nothwendigkeit geboten war,
im Gegentheile es verlangte vielmehr eine künstlerische Markirung um
den Eindruck seines Wesens in voller Kraft zu geben; dann würde auch
eine Verkleidung der zwischen den Balkenenden befindlichen leeren
Räume in solchen Fällen, wo die blosse Thüröffnung für Luft- und Licht-
zugang nicht ausgereicht hätte, für diesen Zweck die absichtliche und
besondere Herstellung von solchen Lichte und Luftöffnungen, d. h. von