Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
werk lediglich durch übereinander vorkragende Platten hergestellt ist 
(Fig. x24). 
Diese Art der Deckung konnte jedoch in so frühen Zeiten, in wel- 
chen man der einfachsten und naturgemässesten Construction unter Bei- 
ziehung des nächstliegenden Materials den unbedingten Vorzug geben 
musste, unmöglich die allgemein gebräuchliche sein. Man sah sich 
wohl auf den kahlen Gebirgen Euböas dazu gezwungen, da kaum ein 
Strauch geschweige namhaftes Stammholz an die Anwendung von Holz 
denken liess, während anderseits das Gestein schon in seinem schieferi- 
gen Bruche dielen- und balkenartige Platten lieferte, konnte aber in Ge- 
bieten, die sich durch die schönsten Walclbestände auszeichneten, wie 
einst ein grosser Theil von Griechenland und namentlich die Urheimat 
der Dorer, unmöglich zu dieser 
     schwerfalligen Methode sich 
  entschliessen. Wir dürfen uns 
 gen Griechenland als holzge- 
  deckt denken. 
  Leitet aber darauf schon 
 "T,  die Natur, die Selbstverständ- 
  {li liehkeit, bei passendem Bau- 
 holzvorrath solches für Decke 
j     und Dach zu benutzen, so fin- 
cilsi ägiyöiyiaf i: den wir diese Annahme über- 
Fig. 124- hwcrß ßinljirggygififilfs" Kehlen" m" dem diess im spätem Marmorbau 
durch zahlreiche architektoni- 
sche Reminiscenzen bestätigt, welche uns zugleich über die Art und 
Gestalt ihrer Bildung einige Schlüsse ermöglichen. WVir dürfen dabei 
zunächst das Giebelclach als ursprünglich voraussetzen, wie es auch der 
Tempel auf dem Ocha, wenn auch äusserlich nicht völlig klar, so doch 
innerlich intendirt zeigt; denn die Horizontaldeckung des Orients, welche 
zugleich die Bedachung darstellte, mochte wohl für den ewig blauen 
Himmel des Nillandes, weit weniger aber für Hellas passend erscheinen, 
das sich reichlicher und kräftiger Regen namentlich noch in der Zeit zu' 
erfreuen hatte, in welcher es seinen Holzreichthum noch nicht in der 
Weise unwiederbringlich vernichtet hatte, wie es jetzt in grossen Strecken 
geschehen ist. Dagegen schienen die Länder am Mittelmeer noch nicht 
der starken Traufenneigting zu bedürfen, welche der Schnee des Nor- 
dens wünschenswerth macht und welche der'Zone entsprechend die 
nordische Architektur nicht blos im steilen Dache anstrebte, sondern
	        
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