Volltext: Kunstgeschichte des Alterthums

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Hellas. 
nennen. Die Beziehung auf Phönikien aber wird noch näher gelegt durch 
die zweifellose Bekleidung des ganzen Innern mit Bronzeblech, welche 
wir als speciell phönikische Uebung im vorausgehenden Abschnitte ge- 
schildert haben. Man fand nämlich die ganze Fläche mit kleinen in re- 
gelmässigen Abständen eingebohrten Löchern übersät, in welchen zum 
Theil noch Bronzenägel mit breiten Köpfen staken, und zu wiederholten 
Malen wurden auch noch die Bronzeplatten selbst, wie neuerlich 111862] 
wieder in einem zweiten mehr zerstörten Tholos von Mykene gefunden. 
Durch diese nach phönikischem Vorbilde im ältesten Griechenland nicht 
ungewöhnliche Verkleidung der Wände erklärt sich auch das unterir- 
dische eherne Gemach der Danae als eine bronzeblechverkleidete Grab- 
kammer, während nicht blos in mythischer (Heiligthum von Delphi), 
sondern auch in historischer Zeit (sog. Chalkiökos der Athene zu Sparta) 
diese Wandbehandlung sich selbst an Cultstättexi angewandt findet, wie 
sie Homer auch an Palästen (Sparta und Phäakeninsel) andeutet. 
In Bezug auf die äussere Gestalt scheint so viel gewiss, dass der 
Tholos von Mykene zum Theil unterirdisch war, der Hochbau kann 
nach dem Erhaltenen kaum anders als mit Erde überschüttet gedacht 
werden, denn eine streng bauliche Form hätte bei der vollkommenen 
Erhaltung des Innern sich äusserlich nicht ebenso vollkommen verwi- 
schen können, und es ist daher am nächstliegenden und wahrscheinlich- 
sten, dass ein Erdturnulus den Tholos deckte und, wie wohl hinzugefügt 
werden darß auch schützte. Den Resten dieses jetzt eingesunkenen und 
zum grössten Theil verschwundenen Kegels ist nemlich vorzugsweise 
die Erhaltung des Kernes zuzuschreiben. 
Das sog. Schatzhaus des Atreus bietet demnach einen erwünschten 
Commentar zu dem Thesauros der Königsburg von Ithaka, allein nur 
in structiver Beziehung, denn der Zweck war bei den erhaltenen Rund- 
bauten wahrscheinlich ein ganz anderer. Diess wird zwar von den ge- 
wichtigsten Autoritäten in Abrede gestellt, und in der That möchte die 
Analogie des homerischen Rundbaues, wie des Pausanias Bericht von 
den Schatzgewölben von Mykene und von dem ganz ähnlich beschrie- 
benen Schatzhause des Minyas in Orchomenos zu derselben Ansicht 
geneigt machen, welche unbedenklich den Vorzug vor der Annahme, 
als seien diese Tholen Brunnenhäuser nach Art eines solchen von Bu- 
rinna auf der Insel Kos, wie Forchhammer will, oder nach Th. Pyl Cult- 
Stätten und somit eine uralte Tempelform gewesen, verdienen würden, 
wenn nicht auch ihr gewichtige Bedenken entgegenstünden. Zunächst 
mussten die Schatzkammern der Pelopiden auf der Burg von Mykene 
und innerhalb des Mauerriilgs gewesen sein, und nicht ausserhalb
	        
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