Architektur.
Heroische Königshäuäer.
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Freier im Hauptsaale den Schlummer der Penelope nicht störte und
auch nur wie ein dumpfes Stöhnen zu den-Ohren der Mägde drang. An
die dritte, wahrscheinlich dem Eingang gegenüber liegende Seite gränzte
dann der Männersaal, eine jedenfalls sehr geräumige, gedeckte Halle,
wenn hundertacht Freier hier den Tafelfreuden und anderer Kurzweil
obliegen konnten. Die Decke dieses war, wie auch im Waffenzimmer
und im ehelichen Schlafgemache, von einem Mittelpfeiler aus Holz, ver-
muthlich an der Kreuzung der Hauptbalken gestützt, was wir uns ganz
ähnlich auch im Palaste des Oenomaos zu Elis vorstellen dürfen, von
welchem eine solche Holzsäule noch zu Pausanias Zeit, Alters halber
von eisernen Bändern zusammengehalten, als Reliquie gezeigt wurde.
Die nberusste Balkendeckeu des Männersaals gemahnt weiterhin an die
offenen Feuer und Beleuchtungsbrände ländlicher Räume, von den
Wänden aber wissen wir nichts, wenn wir es nicht wagen dürfen die
schimmernden Erz-Wände von andern Palästen (des Menelaos und des
Alkinoos) auch hieher zu übertragen und durch phönikisirende Verklei-
dung mit Bronzeblech zu erklären. Der Raum war aber auf keinen Fall
ohne ausgiebigen Licht- und Luftzugang, d. h. ohne Fenster, welche
wir auch ohne Andeutung naturgemäss und den Analogien der übrigen
Culturvölker des Alteithums entsprechend oben unmittelbar unter der
Decke annehmen müssten. Diese Annahme aber gewinnt einen kaum
anfechtbaren Beleg durch das homerische Bild, nach welchem sich
Athene zur Decke aufschwang und sich dort setzte, der ruhenden
Schwalbe vergleichbar; denn dieser Vergleich ist nur dann ästhetisch zu
erklären, wenn man sich unter der Decke fensterartige Wandöffnungen
denkt, in welchen sich Athene, W115 an der Decke selbst unmöglich war,
niederlassen konnte, und gerade in diesen gewinnt das Bild von der
Hausschwalbe erst seine volle Anschaulichkeit. Wir dürfen uns aber
diese Ausschnitte als die Intervalle zwischen den Deckbalken denken
und haben dann schon die Vorläufer der Metopen.
Eine besondere Stelle nimmt noch die Schatzkammer des Palastes
des Odysseus ein, die mächtig gewölbte geräumige Kammer, wo Gold
und Erz gehäuft lag und Schränke mit Kleidern und Amphoren mit Oel
und Wein herumstanden und welche an einer andern Stelle als das
nrundea Gewölbe "bezeichnet wird. Es kann nach diesen Notizen keinem
Ziveifel unterliegen, dass wir es hier mit einem Raume zu thun haben,
wie noch mehre in Griechenland und zwar unter dem Namen von The-
sauren (Schatzhäusern) erhalten sind, nemlich zu Orchomenos, bei Phar-
salos, Amyklae und in Mykene, und von welchen namentlich eines (das
sog. Schatzhaus des Atreus in Mykene) wenigstens im Innern baulich