Lykien.
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übrigens nicht blos in Kleinasien, sondern auch schon theilweise in Phö-
nikien im Gebrauch gewesen zu sein scheint. Manchmal ist das Balken-
gerüst der Fronte und selbst einer inneren Raumabtheilting ganz durch-
brochen, wie diess ein schönes Beispiel von Myra (Fig. 102) zeigt, wel-
ches die äusserste Gränze des Möglichen in dieser-Art zu berühren scheint,
aber auch die Bedingungen des Materials dadurch in dem Maasse über-
schreitet, dass hier auch die zierliche Curiosität nicht mehr mit der
übertriebenen Künstelei versöhnt, wie überhaupt die Stylwidrigkeit des
ganz unmodiiicirt auf den Stein übertragenen Holzwerks trotz allen
pikanten Reizes künstlerisch unangenehm berührt. Am frappantesten
tritt diess an jenen selteneren Grabmonumenten von Phellos und Myra
entgegen, bei welchen das ganze Blockhaus frei aus dem Felsen her-
ausgearbeitet ist. Dieses zeigt dann an allen vier Seiten das Holzvorbild
so vollständig und gewissenhaft wiederge- -
geben, dass man darnach das Wohnhaus
eines lykischen Aelplers, dessen Hütte merk- i
würdiger Weise auch jetzt noch einige Aehn- ifiij;
lichkeit zeigt, aus Holz zu reconstruiren und u"
sonach aus der versteinerten Copie das seit (ä
zwei Jahrtausenden verwitterte Vorbild
wiederherzustellen vermochte. T,
Neben diesen Gräbern erheben sich x21"! llilllllililiiigi Bill.
öfters als Nebendenkmal, zuweilen auch
ganz selbstständig Pfeilermonumente, in .
die Gattung der Obeliske gehörig, jedoch Axlnmg
mit einer Lykien charakteristischen Be- 24-7
krönung. Statt des Pyramidalabschlusses Fig- mß- S09
von Aegypten, des hemisphärischen von
Phönikien, und endlich der Terrassensttifen der assyrischcn Denkpfeiler
finden wir nemlich hier eine Bekrönung von (im Gegensatz zu den sich
einziehenden assyrischen) übereinander vorkragenden Platten, und dar-
über einen kleineren aber ziemlich hohen Plinth. Das bedeutendste Denk-
mal der Art ist das durch seine Sculpturen bekannte sog. Harpyien-
monument von Xanthos (Fig. 103), jetzt in seinen Haupttheilen in den
lykischen Saal des britischen Museums versetzt. Es besteht aus einem
gewaltigen rechtwinkligen Monolith von ungefähr 5 M. Höhe, auf wel-
chem die kleine Grabkammer angebracht ist, deren umschliessende
Wände von jenen berühmten, in der Geschichte der griechischen Plastik
eine Rolle spielenden Reliefs geschnlückt werden. von denen später
noch gesprochen werden soll.
RFJZER. Gesch. d. a. Kunst. 1 I