Cypern, Karthago, Malta, Balearen, Sardinien.
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kreisförmigen, in drei Reihen übereinander befindlichen Kammern ge-
statteten, die von innen her zugänglich als eine Art von Kasematten
wie als Magazine gedient haben. Die zahlreichen Felsengräber aber
sind wie in Phönikien durch eine Treppe von oben her zugänglich und
bilden ein oblonges Gemach, um welches sich die Grabstellen in meh-
reren tief eingeschnittenen Bogennischen gruppiren.
Ziemlich untergeordneter Bedeutung für die phönikische Kunst-
forschung sind dann die barbarischen Tempelreste auf der Inselgruppe
von Malta, von welchen der Doppeltempel auf Gozzo noch am meisten
hervorragt. Er besteht aus zwei Räumen nebeneinander, von welchen
jeder nicht blos in eine halbkreisförmige Apsis ausläuft, sondern auch
an jeder Seite sich in zwei ähnliche Nischen ausweitet, so dass jeder
der beiden Räume als eine unbedeckte Zusammensetzung von 5 Apsiden
an einem oblongen Hauptkörper erscheint. Das theilweise aus recht-
eckigen Platten gebildete Paviment erhebt sich in drei Absätzen, welche
mit der Einziehung des Mittelraulnes besondere Tempelabtheilungen
verrathen. Das kyklopische Mauerwerk aber ist so roh, dass diese
Denkmäler bei vollständigem Mangel alles Schmuckes wohl hohes
archäologisches, aber wenig kunstgeschichtliches Interesse in Anspruch
nehmen können, und auf die phönikische Kunststufe, welche gerade im
Quaderbau fast Unübertreffliches seit den frühesten Zeiten geleistet,
keinen Schluss zu ziehen erlauben.
Mehr kunstgeschichtlichen Weith, aber weniger Sicherheit als
phönikische Werke besitzen von den übrigen punischen Nebenländern
die Grabdenkmäler der Balearen und namentlich Sardiniens, welche
allerdings zum Theil durch ihre Phallusgestalt an die Denkmäler von
Amrith erinnern, aber wahrscheinlicher etrurischer Abstammung sind,
weil die sardinischen Gräber, abgesehen von ihrer Verwandtschaft mit
den etrurischen, sich fast ausschliesslich an der Ostküste, somit an der
Italien zugewandten Seite befinden, während die Punier naturgemäss
mehr den Westen der Insel berühren mussten.
Rücken wir nun nach der Betrachtung Phönikiens und seines aus-
gedehnten Culturgebietes wieder um eine Stufe weiter westwärts in die
nach dieser Richtung am weitesten vorgeschobene Warte Asiens, nem-
lich nach Kleinasien. Wenn schon an der syrischen Küste und selbst
bis an den Tigris hin während der Seleuciden- und Römerherrschaft
der Hellenismus in dem Grade wucherte, dass rein nationale Werke
verhältnissmässig selten sind, so musste der hellenische Einfluss in dem
Lande doppelt gross sein, von welchem die Ionier den besten Theil,
die Westküste, seit den frühesten Zeiten innehatten und wo sie in einer