Palästinische Gräber.
Cypenm.
155
einen Tumulusbau trägt, d. h. auf doppelgestuftem cylindrischen Basa-
ment einen concav geschweiften stark zugespitzten Kegel, der einem
umgestürtzten Trichter ähnlich in einer Höhe von 1 3112 M. vom Boden an
in einer schwerfalligen tulpenartigen Blume endigt. Der Zugang zu der
im Innern des F elsensockels angebrachten Grabkammer des Absoloms-
grabes IXVOITI Zachariasgrab scheint man ihn noch nicht zu kennen) ist
über dem Hohlkehlengesims hineingebrochen; der kleine Grabraum selbst
lässt durch Nägelspuren in den Wänden auf die altübliche Metallverklei-
dung schliessen. So viele Reminiscenzen einheimischer, d. h. phöni-
kischer Behandlungsart aber auch auftreten, vermögen wir doch nicht
mit mehreren namhaften Forschern in den dazu gefügten ionischen und
dorischen Details Vorläufer der hellenischen Ausbildung dieser Style
zu erkennen, welche wir auch am wenigsten bei einem Volke suchen
dürften, das selbst keine Kunst besass, sondern nur von den Nachbarn
borgte. Auch erscheinen diese Formen keineswegs als primitive Ver-
suche, indem sie vielmehr schon die nüchterne Ausgelebtheit und
Vcrderbniss der letzten Periode hellenischer Kunstentwicklung darthun,
wie wir sie seit der Mitte das 3. jahrhunderts v. Chr. nach Rom über-
tragen iinden. In die zwei Jahrhunderte v. Chr. dürften" auch diese vielbe-
sprochenen Denkmäler zu setzen sein, und zwar, obwohl wie Lübke
bemerkt in cäsarischer Zeit das Korinthische die anderen Ordnungen
bereits verdrängte, doch nach den römisch-dorischen Formen eher in
die letztere als in die erstere Hälfte dieses Zeitraums.
Nach dem Dargelegten dürfen wir also Palästina als eine Domäne
Phönikiens in Bezug auf Kunst oder richtiger, da ja für dieselbe durch
Ausschluss von Plastik und Malerei im eigentlichen Sinne wenig Boden
war, in Bezug auf Technik betrachten. Neben Palästina aber sind für
phönikische Cultur besonders Cypern und Karthago in Betracht zu
ziehen. War jedoch Phönikien und überhaupt die Ostküste des Mittel-
meeres, als zwischen den beiden Urculturvölkern am Nil und im Strom-
land des Euphrat und Tigris in der Mitte liegend, gleichsam von der
Natur zur Vermittlung der Kunstweisen dieser beiden Völker bestimmt,
so konnte Cypern seiner Lage nach ausserdem auch nicht ohne Ein-
Huss von Seite jenes hellenischen Volkes bleiben, das seine Colonien
vorzugsweise nach den südlichen Inseln Griechenlands und Kleinasiens
vorschob und namentlich in Kreta eine uralte Entwicklungsstätte be-
sass, nemlich der Dorer. Wir können uns daher nicht wundern, in
kyprischen Felsengräbern das Dorische nicht in den hypercultivirten
Formen, wie an den letztbeschriebenen Gräbern bei Jerusalem, sondern
in sehr primitiver Gestalt anzutreffen, wie diess z. B. ein Grab von