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Phönikien, Palästina und Kleinasien.
eines glänzenden Materials zu überbieten und gleichsam zu übertäuben,
so kann es niemals gebilligt werden, die concentrirende Wirkung,
welche immerhin in der Wahl eines sehr werthvollen Stoffes für die
Hauptgegenstände liegt, durch die allgemeine Anwendung desselben zu
paralysiren und so die Kostbarkeit des Centrums durch die des Ganzen
wieder zu entwerthen.
Der salomonische Tempel ward bekanntlich auf Befehl des baby-
lonischen Königs Nebukadnezar 587 v. Chr. zerstört, und erst wieder,
jedoch in ziemlich beschränkten Verhältnissen, herzustellen begonnen,
als Cyrus das babylonische Exil beendete und nicht nur zum Bau die
Erlaubniss gab, sondern sogar die geraubten und im Belustempel
aufbewahrten Tempelgeräthe zurückerstattete. Doch kam dieser nach
dem Fürsten Serubabel (5 36-515) genannte Bau erst nach 46 Jahren,
als unter Darius alle Hemmnisse überwunden waren, zur Vollendung.
Nicht ohne Grund wird für dieses Werk in Bezug auf den Styl per-
sischer Einfluss vermuthet, Näheres von kunstgeschichtlichem Belange
wissen wir nicht. Der im Jahre 16 oder 15 v. Chr. begonnene glän-
zendere Neubau des Herodes endlich, der fast 10 Jahre in Anspruch
nahm, um noch nicht hundert Jahre darauf unter Titus so zerstört zu
werden, vdass kein Stein auf dem andern bliebe, ist für die Kenntniss
der phönikisch-israelitischen Kunst, da bei gleichbleibender Disposition
des Tempelhauses im Allgemeinen der Styl der griechisch-römische
wurde, von geringerem Interesse als durch die Beschreibung der
Culteinrichtungen desselben für die Archäologie. Ihre Weltgeschicht-
liche Bedeutung aber wird die Stelle, an welche sich bald nach der
Vollendung des Baues so viele wichtige Momente knüpften, wohl be-
haupten bis an das Ende der Tage.
Die Schilderung von Salomo's Palaste, wie sie die heiligen Bücher
liefern, gibt zu Wenig Anhaltspunkte zur Vergegenwärtigung. Es wird
ausgedehnter Säulenbau und ein Obergeschoss erwähnt; die Säulen
waren aus Cedernholz, doch von welcher Gestalt wird nicht angedeutet,
wogegen die Notiz, dass die Mauern aus Steinen, die nach dem Win-
keleisen behauen waren, d. h. aus Quadern aufgeführt waren, als eine
überflüssige erscheint, da wir nach dem Tempelbau auch hier nicht
auf kyklopisches Mauerwerk schliessen dürfen, wie auch die Cedern-
decke des Palastes bei Salomds Liebe für Kostbarkeit des Materials
kaum anders als vergoldet zu denken ist. Diese Notizen dürften uns
jedoch kaum auf persische Anlage und Formen verweisen, die sich ja
erst um vier Jahrhunderte später aus den assyrisch-babylonischen
entwickelt haben. Da aber dem phönikischen Styl kein jüngerer als