Plastik am salomonischen Tempel.
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Plastik im eigentlichen Sinne einiger Boden gewährt, der jedoch dem
künstlerischen Naturstudium ebenfalls wenig förderlich sein mochte.
Die ersteren traten im Allerheiligsten gleichsam wie Wächter der Bun-
deslade hingestellt als ganz selbständige kolossale Rundbilder, in Oel-
baumholz geschnitzt und mit getriebenem Goldblech verkleidet, auf.
Sie waren nicht mehr wie in der Stiftshütte auf dem Deckel der Bun-
deslade und in liegender oder sitzender Stellung angebracht, sondern
stehend zu beiden Seiten des heiligen Schreins, und waren ohne Zweifel
auch im Style wesentlich von jenen verschieden. Mussten wir nem-
lich bei den Cherubim der Stiftshütte die Beziehung auf assyrische
Parallelen entschieden abweisen, indem wir den Israeliten unmittelbar
nach dem Auszuge keine mesopotamische, sondern nur ägyptische
Kunstauffassung zumuthen dürfen, so gilt diess keineswegs auch von
der salomonischen Zeit, in der wir es nur mit phönikischer, mithin wie
schon erwähnt gemischter Kunstweise zu thun haben. Die salomoni-
schen Cherubim dürfen daher wohl den assyrischen Palastmonstren in
der Hauptsache ähnlich angenommen und vielleicht so gedacht werden,
dass ein Stierleib einerseits und ein Löwenleib anderseits und zwar in
der Richtung nach vorne, d. h. dem Eingange zu aufgestellt war, wobei
die wesentlichste Abweichung von den ninivitischen Portalhütern die
gewesen sein mag, dass sie nicht, wie es an jenen Dreiviertelreliefs der
Fall ist und sein musste, die Fittiche auf dem Rücken zusammengelegt,
sondern vielmehr nach beiden Seiten wie im Fluge ausgebreitet zeigten,
so dass die Spitzen derselben denn jeder Koloss mass von einem
F lügelende zum andern 10 Ellen nach der Mitte zu über der Bundes-
lade zusarnmenstiessen, nach aussen aber die Seitenwände des Allerhei-
ligsten berührten. Die Bundeslade selbst und die übrigen Geräthe des
Tempels, von welchen der Rauchopferaltar, der Schaubrotetisch und
der siebenarmige Leuchter blieben, wie sie in der Stiftshütte gewesen
waren, zu welchen aber ausser manchen anderen Nebendingen noch
zehn andere Lampadophoren hinzukamen, die indess nicht in das Gebiet
der Plastik, sondern der Tektonik gehören, waren ebenfalls mit Gold
verkleidet oder ganz von Gold, ja das Goldbeschläge zog sich nicht blos
durchaus über die sculpirten Holzwände, sondern selbst über die Hori-
Zontaldecke hin. So erblickte das Auge nichts als Gold, eine Auszierung,
welche durch die vielflammigen Leuchter wohl wirksam genug, aber
auch in hohem Grade barbarisch war, da Wir kaum annehmen dürfen,
dass die Ornamente durch Email farbig belebt waren. Ist es aber selbst
bedenklich, auch nur an hervorragenden Gegenständen die Wirkung
der Formen, mithin den künstlerischen Eindruck durch die Kostbarkeit