Der
salomonische Tempel.
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die verschieden hohen Dächer, welche sich vom Allerheiligsten bis zum
Portalbau stufenförmig in der Höhe von etwas über 20, 30 und 60 Ellen
übereinander erhoben, waren Hach, und nach Eupolemo (Eusebius) aus
Kupferblech hergestellt.
Soweit scheint das Ganze in Bezug auf die äussere Erscheinung
klar; es trug aber der Tempel noch ein Hyperoon (einen Oberbau), der
für den herodischen Bau ausführlicher beschrieben, am salomonischen
aber vor josephus nur einmal (2. Chron. 3, 9) mit der Bemerkung erwähnt
wird, dass er vergoldet gewesen sei. Auf seine Höhe wird daraus ge-
schlossen, dass josephus 60 Ellen als Gesammthöhe angibt, während
das Heilige innen nur 30 Ellen in der Höhe mass. In Bezug auf die
übrigen Dimensionen können wir nicht annehmen, dass dasselbe sich
als ein Saal über den ganzen Tempel hin erstreckte, selbst nicht am
herodischen Neubau, da er an diesem über dem Heiligen um 20, nach
Josephus sogar um 40 Ellen höher zu liegen gekommen wäre als über
dem Allerheiligsten, was eine Treppe von dem einen Theile zum andern
erfordert hätte, welche den Raum über dem Allerheiligsten bei zo Ellen
im Gevierte ganz eingenommen haben Würde, während des letzteren
Theiles Höhe (am herodischen Bau) zum Vierfachen des quadratischen
Flächenmaasses, nemlich zu 80 Ellen (l) angewachsen wäre. Solche
unausführbare, zwecklose und überdiess allem Geschmack Hohn spre-
Chende Missgestalten darf man da verwerfen, wo die Quellen ebenso
dürftig und unbestimmt als widersprechend, oder, wie Maimonides (um
1190 n. Chr.), nicht authentisch sind. Unserem Ermessen nach dürfte
sich in Bezug auf den Oberbau ergeben, erstlich dass er nicht über
die beiden ungleich hohen Theile des Tempels, Heiliges und Allerhei-
ligstes sich erstreckte, sondern auf das Dach des ersteren beschränkt
War, ferner, dass er nicht in derselben massiven Solidität wie die untere
Tempelmauer hergestellt, sondern, was in der kahlen Notiz wund er
Vergoldete auch das Obergeschosse zu liegen scheint, lediglich aus Holz
in der Dicke und Richtung der inneren Holzverschalung des vHeiligena
aufgeführt und innen wie aussen mit Gold verkleidet war, und dass da-
durch jene Einziehung des Oberbaues möglich wurde, Welche einen
Umgang in der Breite der Steinwände auf dem Tempeldache frei liess
und damit ebensosehr der Zweckmässigkeit, wie durch das terrassen-
Stufige Ansteigen der künstlerischen Schönheit und überdiess den meso-
potamischen und persischen Analogien entgegenkam. Ich vermuthe
auch, dass gerade durch ein Missverständniss mit dem Hyperoon die
bedenkliche Höhe von 120 Ellen für den das doppelte des Heiligen
messenden Portalbau entstanden sei, indem sich, wenn man bei dem