Vorwort.
XI
und zusammenhängender verfolgt werden konnte. Von der vorderasiatischen
Gruppe aber glaubte ich der Kunst des neupersischen oder Sassanidenreiches
weniger Raum widmen zu dürfen, als diess die ausschliessende Behandlung
der Architektur desselben gestattet hätte, da die Darstellung der Plastik der
deutlichen Rückwirkung römisch-griechischer Einflüsse wegen die voraus-
gängige Behandlung des Occidents mehr zu fordern schien, als die Archi-
tektur, welche sich fast ganz aus asiatischen Elementen entwickelt hat. Da
desshalb diese Kunst ihre volle Würdigung zweckmiissiger erst am Anfange
einer Kunstgeschichte des Mittelalters unmittelbar vor der islamitischen linden
kann, so wurde sie im Anschlusse an die altpersische nur im Vorbeigehen
berührt. Dafür konnte und musste aus unten anzugebenden, Gründen der
phönikischen Kunst eine eingehendere Betrachtung zu Theil werden, als diess
noch vor wenigen Jahren möglich war, neben welcher die Behandlung des
nicht hellenischen Kleinasien zu einem so kleinen Umfange verschrumpfen
durfte, dass sie füglich dem Abschnitte über Phönikien angefügt werden
konnte, womit jedoch keineswegs ein unmittelbarer Zusammenhang ausge-
sprochen sein soll.
Ueber die Gruppirung der westlichen Culturvölker konnte kein Bedenken
bestehen, da die Cultur der Küsten des ägäischen Meeres derjenigen des tyr-
rhenischen VOraUSgeht. Wenn aber der hellenischen Kunst fast die Hälfte des
ganzen Buches gewidmet ist, so bedarf diess dem gegenüber keine Rechtferti-
gung, welcher davon auch nur eine Ahnung hat, welche Stelle der hellenische
Tempel oder die griechische Plastik unter allen Kunstleistungen der übrigen
Völker des Alterthums einnimmt, oder wie gross der unschätzbare Einfluss
ist, den diese Schöpfungen auf allen Kunstbetrieb selbst bis zur Gegenwart
ausübten.
Nach dieser allgemeinen Rechenschaft über die der Anlage des vorlie-
genden Buches zu Grunde gelegten Principien bedarf es noch derjenigen über
die zu derselben herangelßgellen Hülfsmittel. Dass dieseRechenschaft nicht
vollständig sein könne, verstellt sich von selbst; die Liste würde zu gross und
doch nicht völlig gerecht, da der Verfasser leider gar nicht mehr im Stande
wäre, von allem Gelesenen und dem Gedächtnisse Ueberantworteten die Na-
men der Urlieber,- denen er die Belehrung Zu danken hat, wiederzugeben.
Er muss sich auf das Hervorragßndßte beSChränken, um dadurch auch den
Leser behufs Weiterführung der Einzelstudien auf das zu verweisen, was als
das Eingehendste und Bedeutendste erscheint und zugleich die Detailliteratur
enthält. Im Allgemeinen zunächt verdankt er den vorhandenen Kunszjgresclziclz-
im wie von Kugler, Sclznaase (Bd- [um] I] i" neu" Ausgabe 1866 21011
Liztzow und Friedericks besvrgt) und Lübke, besonders der Geschichte der